Automatisierte Klassifikation

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© Landesamt für Archäologie

Die Klassifikation von Funden stellt in der Archäologie die grundlegende Methode dar, mit der einzelne Fundobjekte zu Typen zusammengefasst und miteinander verglichen werden können.

Für die verschiedenen Epochen, aus denen archäologische Funde erhalten sind, und in den einzelnen Fundregionen haben sich eine große Zahl von Klassifikationsschemata und Typenbegriffen entwickelt, die häufig stark voneinander abweichen. Das Ergebnis dieser Entwicklung ist zwangsläufig, dass es heute nur mit großem Aufwand möglich ist, verschiedene Fundkomplexe hinsichtlich ihrer Zusammensetzung miteinander zu vergleichen. Eine solide Klassifikation ist grundlegend für die wissenschaftliche Bearbeitung von archäologischem Fundmaterial. Sie nimmt jedoch häufig soviel Zeit in Anspruch, dass angesichts des großen Fundanfalls für eine Auswertung der Fundkomplexe und für überregionale Vergleiche kaum noch Zeit vorhanden ist.

In einer Kooperation des Landesamtes für Archäologie Sachsen (LfA) und der Technischen Universität Chemnitz wird nun ein Programm zur automatisierten Keramikklassifikation entwickelt, das es ermöglichen soll, diesen zeitaufwändigen Arbeitsschritt zu verkürzen und gleichzeitig nachvollziehbare Ergebnisse zu liefern. Das Projekt »Automatisierte Klassifikation« wird seit 2007 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Die Basis des Projekts ist die Keramik aus dem Gräberfeld von Kötitz, Stadt Coswig (Lkr. Meißen). Das Gräberfeld umfasst rund 350 Urnengräber, die überwiegend aus der Zeit zwischen 1.400 und 800 v. Chr. stammen und der Lausitzer Kultur angehören. Aus den Gräbern stammen rund 2.000 Gefäße, von denen 1.500 weitgehend vollständig erhalten sind.
Die Gefäße werden am LfA mit einem Laserscanner dreidimensional erfasst. Anschließend werden virtuelle 3D-Modelle von ihnen erstellt. Die entwickelte Software leitet automatisiert Metadaten ab, die in einer Datenbank abgespeichert werden können. Zu diesen Daten gehören die Gefäßmaße, aber auch Merkmale wie Aufbau, Komplexität, Anzahl der Henkel u. ä.

Die entwickelte Software soll in der Lage sein, aufgrund signifikanter Merkmalskombinationen Gefäßgruppen und Typen zu finden. Mithilfe einer Ontologie kann das Beziehungsgeflecht zwischen den einzelnen Merkmalen dargestellt und nachvollziehbar gemacht werden. Daran angeschlossen ist ein umfassender Thesaurus, der eine von den mathematischen Beziehungsdefinitionen losgelöste Gefäßbeschreibung ermöglicht und gleichzeitig erstmals eine einheitliche Grundlage für den archäologischen Sprachgebrauch schafft.
Neben der eigentlichen Klassifikation soll die Software auch die Funktion einer Datenbank einnehmen, die speziell auf die Bedürfnisse von Archäologen ausgerichtet ist und eine einfache Fund- und Befundverwaltung ermöglicht.

Dr. Florian Innerhofer

Referent Publikationen / Vermittlung, Leiter Stabsstelle Forschungsbereiche / Drittmittelprojekte

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