Das Interview

Im Rahmen der Bürgerarbeit ist Herr Graf von 2012 bis 2014 in der Redaktion des Landesamtes für Archäologie zur Aufbereitung von Bildmaterial aus Altgrabungen tätig. Wenige Monate vor der Beendigung dieser Beschäftigungsmaßnahme ist das folgende Interview entstanden:

Was ist Ihre hauptsächliche Arbeitstätigkeit im Redaktionsbüro?

Meine Hauptarbeit besteht in der Abbildungsbearbeitung von gerade in Vorbereitung befindlichen Veröffentlichungen. Die Abbildungen werden von den Autoren geliefert und können sowohl in Form von Strichzeichnungen, Fotos, Pläne, Diagramme aber auch als Karten, Messtischblätter und Dias in analogem oder digitalem Zustand vorliegen. Analoge Abbildungen, Dias und Negative muss ich dann zuerst durch Scannen mit professioneller Hardware für die weitere Verwendung digital verfügbar machen.
Aufwändiger ist dann die weitere Bearbeitung der digitalen Vorlage mit dem Ziel, den Informationsgehalt der Abbildung dem jeweiligen Veröffentlichungszweck anzupassen und die Aussagekraft dieser Abbildungen zu verbessern. Dazu muss ich Hintergründe, Konturen, Schattierungen, Begrenzungen, Verfremdungen etc. entsprechend bearbeiten. Außerdem muss ich auf eine einheitliche Struktur bei der Gestaltung von Abbildungen, Karten oder Tafeln entsprechend den hausinternen Richtlinien achten und dabei die Einheitlichkeit der Maßstäbe und deren Beschriftung beachten. Bei der Anwendung der Bearbeitungstechniken spielt auch das geforderte Layout und die gewünschte Setztechnik eine Rolle.
Um eine bestmögliche Qualität der Abbildungen zu erreichen, verwende ich hauptsächlich professionelle Bildbearbeitungssoftware wie Adobe Photoshop, Adobe InDesign und Adobe Illustrator.
Diese ganzen Bearbeitungsschritte habe ich mir im Laufe der Zeit angeeignet und immer weiter verfeinert. Meine Vorkenntnisse hinsichtlich Bildbearbeitung waren bisher auf die Verwendung von „normaler“ Software für den Hausgebrauch ausgerichtet. Dabei habe ich mir eine sehr akkurate Arbeitsweise angewöhnt und kann das Ergebnis auch entsprechend kritisch bewerten.
Bei all dem muss ich aber beachten, dass ich mich nicht allzu weit von der Aussage der Ausgangsabbildung entferne oder diese gar noch verfälsche. So ist immer eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung mit den jeweiligen Autoren unerlässlich.

Bestand vorher überhaupt ein Interesse an der Archäologie?

Ein gewisses Interesse war bei mir schon vorhanden, hauptsächlich für überirdische Bauwerke, wie Schlösser und Ruinen. Das dann allerdings meistens ohne Bezug zum Hintergrund, also zu deren Entstehungsgeschichte und die zeitliche Einordnung.

Woran arbeiten Sie aktuell?

Zurzeit arbeite ich mit an dem Band 55 „Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege“. Das ist ein Sammelband, an dem ca. 30 Autoren beteiligt sind, was die Bearbeitung auch nicht gerade einfach gestaltet. Jeder Autor hat seinen eigenen Stil und eigene Gestaltungswünsche und die mir zur Bearbeitung vorgelegten Abbildungen sind von sehr unterschiedlicher Qualität. Das bedeutete manchmal auch das Aufbringen von sehr viel Zeit und Geduld, um hier einerseits die vom Autor gewünschte Aussagekraft zu erreichen und andererseits die Richtlinien für die Veröffentlichungen in den Hauspublikationen des LfA zu erfüllen.  

Was kann man als interessanteste Tätigkeit oder bisherigen Höhepunkt bezeichnen?

Meine interessanteste Tätigkeit war die Mitarbeit an allgemeiner gehaltenen,  populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen, in denen ich auch meine Interessensgebiete und Freizeitbeschäftigungen wieder finden konnte. 
Ein Höhepunkt war hier die Bearbeitung von Bildern und Karten für den „Führer zu den Burgen und Wehrkirchen im Erzgebirgskreis“. Die 30 kulturhistorisch bedeutsamsten Anlagen, ehemalige Herrensitze des 12. und 13. Jahrhunderts, teilweise noch als Schlösser oder Ruinen vorhanden, sind hier ausführlich beschrieben und historisch eingeordnet sowie mit einer Anfahrtsbeschreibung versehen worden.
Auch die Mitarbeit an der kleinen Schriftenreihe Archaeonaut, in der besondere Kulturdenkmäler oder herausragende Funde verständlich präsentiert werden, gehört mit dazu. In dem reich bebilderten Heft 11 geht es um Pirna, Stadt und Burg im Mittelalter. Hier war es vor allen Dingen die Bearbeitung von Rohkarten, aus denen ich dann unter anderem Ausschnitte zu Altstadtteilen und dem Schloss Sonnenstein erarbeitet habe.

Hat diese Arbeit für die Ihre weitere Berufstätigkeit oder für Sie privat etwas bewirkt?

Ich denke schon, dass diese drei Jahre einer sehr speziellen Tätigkeit von Nutzen für meine weitere Arbeit sein könnten. Ich habe mir in dieser Zeit einige neue Fähigkeiten angeeignet. Hierzu zähle ich ein genaueres und vor allem gewissenhafteres und flexibleres Arbeiten, zusammen mit einem hohen Maß an Eigenverantwortlichkeit und Kreativität bei der Umsetzung der Aufgaben. Eine verbesserte Kommunikationsfähigkeit speziell auf fachlichem Gebiet sowie eine Erweiterung der Softwarekenntnisse für spezielle professionelle Anwendungen, wie Bildbearbeitung, Desktop-Publishing, Layouterstellung gehören ebenfalls dazu. Meine vorhandenen Grundkenntnisse „nur für den Hausgebrauch“ konnte ich doch stark erweitern.
Und ganz wichtig ist für mich: Ich habe mir mit meiner Arbeit Referenzen erarbeitet. Es ist schon ein schönes Gefühl, wenn mein Name in Veröffentlichungen, sowohl in Hauspublikationen als auch im Buchhandel, in Fach-, populärwissenschaftlichen und Sonderveröffentlichungen auch als Mitarbeiter der Bilddigitalisierung und Bildbearbeitung zu finden ist.

Hat sich durch diese Arbeit etwas in der persönlichen Betrachtungsweise zur Archäologie geändert?

Mit den hinzugewonnenen Kenntnissen durch die Arbeit an verschiedensten Veröffentlichungen letztlich durch deren Inhalt habe ich zum Teil die Möglichkeit, die mich interessierenden Objekte jetzt anders zu sehen, sowohl im Zusammenhang mit ihrer Entstehung als auch in dem gesamten historischen Umfeld.

Wie schätzen Sie Ihre Tätigkeit für das Landesamt für Archäologie ein?

Die jahrelang wegen anderen aktuellen Aufgaben ruhende publizistische Aufarbeitung mancher Altfunde konnte weiter vorangetrieben werden, z.B. die Fertigstellung der Publikation zu archäologischen Ausgrabungen in Dresden-Briesnitz, die seit über 15 Jahre angedacht und angearbeitet war. Die Ausgrabungen selbst fanden bereits zwischen 1991 und 1993 statt. Das Ergebnis ist der Band 59 „Archäologische Ausgrabungen auf dem Burgwardmittelpunkt in Dresden-Briesnitz“ vom LfA zur Entstehungsgeschichte Dresdens. Durch meine Mitarbeit in der Redaktion war eine intensivere Bearbeitung anstehender Aufträge möglich, die letztendlich auch zu einer Erhöhung der Qualität der Veröffentlichungen geführt hat.

Vielen Dank für diese Einschätzung.