Zum Interview

Nach rund einem Jahr Projektarbeit im Luftbildarchiv wurde das folgende Interview mit der Bürgerarbeiterin Frau Grohmann geführt:

Sie arbeiten im Fotoarchiv des Landesamtes für Archäologie, was ist Ihr Aufgabengebiet?

Ich arbeite im Luftbildarchiv, welches zusammen mit der Diathek und dem Schwarz-Weiß-Negativ-Archiv Teil des Fotoarchivs ist. Meine Aufgabe ist es Luftbildaufnahmen, die bis jetzt nur als Diapositiv vorlagen, zu scannen und in die Datenbank „Luftbildprospektion“ einzupflegen. Geordnet sind diese Dias nach Luftbildarchivnummern, die sich auf den Ort der Aufnahme beziehen. Das zweite Ordnungskriterium ist das Datum der Aufnahme, also der Flugtag. Zu jedem dieser Flugtage werden einige aussagekräftige Dias eingescannt und dann in die Datenbank importiert und mit einem Vorschaubild versehen. Zu jedem Foto werden Gemarkungsnummer, Flugtag und Fotograf vermerkt und natürlich was darauf zu sehen ist; zum Beispiel, ob es sich um eine Wallanlage, ein Gräberfeld oder verfüllte Gruben bzw. Gräben handelt. Diese Texte werden von der Leiterin des Fotoarchivs Frau Mikschofsky vorgegeben. Mir helfen diese Bemerkungen zu erkennen, was denn auf dem Digitalisat zu sehen sein soll. Ich wähle dann diejenigen Dias aus, auf denen das Objekt am besten zu erkennen ist.

Welchen Umfang hat diese Diasammlung?

Das Landesamt für Archäologie hat 1992 mit der archäologischen Luftbildprospektion begonnen. Mittlerweile umfasst das Luftbildarchiv über 51.000 Farbdias und 43.000 SW-Negative. Ab 2009 wurde dann auf digitale Fotografie umgestellt.

Können Sie unseren Lesern in wenigen Sätzen erklären, was die Luftbildprospektion ist?

Jede Erdbewegung verändert die Struktur des Bodens und bietet Pflanzen andere Wachstumsbedingungen als das umliegende Erdreich. Vor allem einjährige Pflanzen, im Besonderen Getreide, wie Weizen oder Gerste, reagieren empfindlich auf unterschiedliche Bodenzusammensetzungen. Je nachdem wachsen sie schneller oder langsamer, sind dunkler oder heller, reifen früher oder später. Die Umrisse und Strukturen längst vergangener und heute oberflächig nicht mehr sichtbarer Bauten, wie ehemaliger Wallanlagen, Grabhügel und Befestigungswerke, werden so sichtbar. Aus der Luft lässt sich das leichter erkennen, als vom Boden aus. Es werden aber auch archäologische Grabungen zu Dokumentationszwecken fotografiert.

Gab es ein Interesse an der Archäologie vor Ihrer Arbeit hier im Landesamt?

Ich habe mich schon immer für Geschichte interessiert, für das Altertum und die Antike. Was war früher, wie war es da, wo kommen wir her, wo gehen wir hin?

Hat sich durch die Tätigkeit am Landesamt an Ihrer Betrachtungsweise etwas geändert?

Auf der Arbeitsstelle hat man natürlich einen anderen Zugang zu diesen Dingen, man kann die hier vorhandenen Bücher nutzen und etwas dazu lernen. Die Arbeit und die Möglichkeiten hier kommen meinen Interessen sehr entgegen, es bereichert. Ich verfolge das Thema Archäologie jetzt auch viel intensiver in den Medien. Über die Urgeschichte wissen ja die wenigsten Menschen etwas, eher über das Mittelalter oder die griechische und römische Antike. Wer hat denn schon mal etwas von der Luftbildprospektion gehört und das man mit dieser Methode etwas erkennen und finden kann, was vor Tausenden von Jahren gewesen ist? Über 7000 Jahre alte bandkeramische Siedlungen und Grabenwerke mitten in Sachsen, das war für mich auch etwas ganz Neues, ich wusste davon nichts.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Grohmann.