23.09.2008

Eine archäologische und bodenkundliche Nachlese in einem Gräberfeld der älteren römischen Kaiserzeit von Piskowitz

Mitarbeiter des Landesamtes für Archäologie legen ein eisenzeitliches Grab frei 
© Landesamt für Archäologie

Der Brandgräberfriedhof von Piskowitz (Kr. Meißen) zählt immer noch zu den bedeutendsten Fundstellen der älteren Kaiserzeit (1. Jh. n. Chr.) im Mittelelbe-Saale-Raum. Der Platz wurde 1904 bei der Feldbestellung entdeckt und zwischen 1905 und 1909 unter der Leitung von Johannes Deichmüller großflächig ausgegraben.
Da das Areal nicht aufhört, Oberflächenfunde zu liefern, führte das Landesamt für Archäologie im August und September 2008 intensive Nachuntersuchungen durch.

Archäologische Suchschnitte und bodenkundliche Forschungen gehören zum Arbeitsprogramm des Modellprojektes »Innovativer Schutz archäologischer Kulturdenkmäler in einer agrarischen Hochertragslandschaft – die Lommatzscher Pflege«, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert wird. Mehr als ein Jahrhundert intensiver landwirtschaftlicher Nutzung ist an den Brandgräbern der älteren Kaiserzeit nicht spurlos vorübergegangen: Bis auf die letzten Reste von zwei Urnenbestattungen sind Funde des 1. Jh. n. Chr. in der Pflugschicht aufgearbeitet. Ein herausragendes archäologisches Kulturdenkmal ist damit in den letzten 100 Jahren für die sächsische Landesgeschichte größtenteils unwiederbringlich verloren gegangen.

Dem Verlust steht aber ein erheblicher Erkenntniszugewinn in die Erhaltungs- und Überlieferungskomplexität einer Fundstelle gegenüber: Im südlichen Teil konnte nicht nur der Ausläufer eines bandkeramischen Siedlungsareals (5500-4500 v. Chr.) angeschnitten, sondern auch ein unversehrtes Grab der älteren Eisenzeit (um 7. Jh. v. Chr.) entdeckt werden. Es verdankt seine Erhaltung einer Tiefe weit unterhalb des Pflughorizontes und einem massiven Steinschutz, der ebenso wie der umfangreiche Geschirrsatz für eine gehobene Bestattung spricht. Inmitten der jungbronzezeitlichen und älterkaiserzeitlichen Nekropolen ist der mutmaßliche kleine Grabhügel isoliert. Weitere Gräber des 7. Jahrhunderts v. Chr. könnten in größerer Tiefe jedoch durchaus noch erhalten sein. Sie lohnen künftige Schutzanstrengen nicht weniger als die bandkeramischen Siedlungsbefunde.

Ohne das große Entgegenkommen des Bewirtschafters hätten die Nachuntersuchungen nicht stattfinden können. Dem Landwirtschaftsbetrieb der Familie Traub in Piskowitz sei an dieser Stelle besonders gedankt.

Nach einer bodenkundlichen Bohrung werden Bodenproben entnommen
Nach einer bodenkundlichen Bohrung werden Bodenproben entnommen  © Landesamt für Archäologie
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