Das Gräberfeld von Liebersee.

Liebersee - Luftaufnahme der Grabungsfläche 1996 
© Landesamt für Archäologie

»Das polykulturelle Gräberfeld von Liebersee, Kreis Torgau-Oschatz«

Das vor- und frühgeschichtliche Gräberfeld von Liebersee, Lkr. Torgau-Oschatz, Sachsen ist nach Umfang, Belegungsdauer und Ausgrabungsstand einzigartig in Mitteldeutschland und besitzt paradigmatischen Charakter für weite Teile Mitteleuropas.

Notbergungen und Plangrabungen der siebziger und achtziger Jahre (Landesmuseum Dresden), von 1995-1998 fortgesetzt durch das Landesamt für Archäologie mit Förderung der DFG erbrachten ca. 2000 Gräber, die annähernd lückenlos von der Jungbronzezeit  (ca. 1200 v.Chr.) bis ins frühe Mittelalter (ca. 700 n.Chr.) angelegt worden waren.
Hunderte Urnengräber der bronzezeitlichen Lausitzer Kultur und verschiedener eisenzeitlicher Kulturgruppen (Billendorf-/Hausurnengruppe, Jastorf-Kultur, Oder-Warthe Gruppe), werden von Brandgräbern der Kaiserzeit gefolgt (elbgermanische und odergermanische Gruppen), an die sich völkerwanderungs- und merowingerzeitliche Körpergrabgruppen (Niemberger Gruppe, Reihengräber) anschließen, bevor Brandgräber des frühen Mittelalters, die den frühen Slawen zugeschrieben werden, die Belegung abschließen. Für jeden Belegungsabschnitt bieten die zahlreichen, modern ergrabenen Inventare die Möglichkeit Formenkanon, innere Chronologie und Bestattungssitten für die mittlere Elbe grundsätzlich zu erarbeiten. 

Die weitgehend ununterbrochene Platzkontinuität und die nahezu vollständige Erschließung verleiht dem Gräberfeld modellhaften Charakter für die diachrone Erforschung von Kontinuitäten und Brüchen im Bestattungs- und Kommunikationsverhalten mitteldeutscher »Kulturgruppen« von der Bronzezeit bis ins frühe Mittelalter. Beispielhaft können Einblicke in die Geschichte einer Bestattungsgemeinschaft mit ihren zeitabhängig differenten kulturellen Orientierungen gewonnen werden. Kulturwandel kann vergleichend unter Aspekten von Kulturkontakt, Zuwanderung oder gar vollständigem Bevölkerungsaustausch untersucht werden.

Zahlreiche Hinweise zum Verständnis bronzezeitlicher Bestattungssitten, in denen auch Vogelklappern eine Rolle spielen, liefern über 400 bronzezeitliche Gräber von Liebersee
<P>Zahlreiche Hinweise zum Verständnis bronzezeitlicher Bestattungssitten, in denen auch Vogelklappern eine Rolle spielen, liefern über 400 bronzezeitliche Gräber von Liebersee</P>  © Landesamt für Archäologie
Grundlage für die solide wissenschaftliche Auswertung ist die Restaurierung des umfangreichen Fundmaterials mit zehntausenden Keramikgefäßen, bronzenen und eisernen Kleinfunden und deren unverzügliche Publikation im Befundzusammenhang. Seit 1998 konnten mit Unterstützung der DFG (bis 2000) und der Arbeitsagenturen Dresden und Oschatz (laufend) bereits 4 Katalogbände veröffentlicht werden, der Abschluss der Publikationsreihe steht im Mittelpunkt des 2004 für zwei Jahre neu bewilligten DFG-Projektes.
Röntgenbild eines Urnengrabes mit Vollbewaffnung der jüngeren vorrömischen Eisenzeit (ca. 100 v. Chr.)
Röntgenbild eines Urnengrabes mit Vollbewaffnung der jüngeren vorrömischen Eisenzeit (ca. 100 v. Chr.)  © Landesamt für Archäologie

Publikationsliste bisher erschienener Katalogbände:

  • J.Bemmann und W.Ender 1999, Liebersee. Ein polykultureller Bestattungsplatz an der sächsischen Elbe. Band 1. Veröffentl. des Landesamtes für Arch. mit Landesmus. für Vorgeschichte 28 (Dresden 1999). (Rez.: E.Bönisch, Germania 80, 316-320; V.Salac, Pamatky Arch. XCII, 2001, 185-187).
  • W.Ender 2000, Liebersee. Ein polykultureller Bestattungsplatz an der sächsischen Elbe. Band 2. Veröffentl. des Landesamtes für Arch. mit Landesmus. für Vorgeschichte  30 (Dresden 2000).
  • J.Bemmann 2003, Liebersee. Ein polykultureller Bestattungsplatz an der sächsischen Elbe. Band 3. Veröffentl. des Landesamtes für Arch. mit Landesmus. für Vorgeschichte 39 (Dresden 2003).
  • P.Ender 2003, Liebersee. Ein polykultureller Bestattungsplatz an der sächsischen Elbe. Band 4. Veröffentl. des Landesamtes für Arch. mit Landesmus. für Vorgeschichte  41 (Dresden 2003).
  • Jan Bemmann/Esther M. Wesely-Arents, Liebersee. Ein polykultureller Bestattungsplatz an der sächsischen Elbe. Band 5. Veröffentl. des Landesamtes für Arch. mit Landesmus. für Vorgeschichte  48 (Dresden 2005).

Projektwissenschaftler:

Landesamt für Archäologie Sachsen

Dr. Wolfgang Ender

Telefon: +49 (0)351 8926 610

E-Mail: presse@archsax.smwk.sachsen.de

Pavla Ender PhDr (Brno)

Telefon: +49 (0)174 561 50 56

E-Mail: presse@archsax.smwk.sachsen.de

Abschlussarbeiten:

Esther Wesely-Arents, M.A.
Universität Göttingen
Dissertation

Katrin Guderian
Universität Göttingen
Magisterarbeit

Betreuung:

Frau Prof. Dr. Rosemarie Müller, Akademie der Wissenschaften zu Göttingen

Telefon: +49 (0)551 395 333

E-Mail: rmuelle3@gwdg.de

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