Siedlungsentwicklung von Breunsdorf.

Breunsdorf vor dem Abbruch 
© Landesamt für Archäologie

Der Leipziger Südraum wird seit dem 19. Jahrhundert durch den Abbau von Braunkohle geprägt. 1994/95 musste das 1226 erstmals genannte Straßendorf Breunsdorf (Kreis Leipziger Land) für die Erweiterung des Abbaufeldes Schleenhain weichen.

Sein Verschwinden gab den Anlass, Dorf und Flur in einem fächerübergreifenden Projekt unter der Regie des Landesamts für Archäologie, Dresden zu erkunden. Ziel ist es, die Entwicklung der Ortschaft vom Beginn der Besiedlung im 12. Jahrhundert bis in ihre heutige Zeit nachzuzeichnen. Vor dem Abriss wurden die stehenden Gebäude mittels Bauforschung detailliert untersucht und in einer Monographie vorgelegt:

A. Scholz, Siedlungsentwicklung und Baugeschichte bäuerlicher Gehöfte in Breunsdorf, Dresden 1998. Die sich anschließenden archäologischen Grabungen von 1995 bis 2004 widmeten sich der gesamten Dorffläche. Die Ergebnisse der Kirchen- und Friedhofsgrabung konnten bereits publiziert werden: J. Oexle, Hrsg., Kirche und Friedhof von Breunsdorf, Dresden 2002.

Gegenwärtig erfolgt die wissenschaftliche Bearbeitung der eigentlichen Dorffläche, d.h. der Höfe, der Gärten, der Straßen und des Gewerbes. Dankenswerterweise wird das Projekt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert. Ging man bisher von einer planmäßigen Gründung der Ortschaft Breunsdorf (Straßendorf) aus, so zeigen die Grabungsergebnisse für das 12. Jahrhundert (Gründungsphase) ein abweichendes Bild aus locker verteilten Einzelhöfen. Zu dieser Phase zählen Hausbefunde (u. a. unter der späteren Dorfstraße) und Holzkastenbrunnen, dendrodatiert auf 1137/38 bzw. um 1150.
Die ehemalige Dorfstraße von Breunsdorf während der Ausgrabungen
Die ehemalige Dorfstraße von Breunsdorf während der Ausgrabungen  © Landesamt für Archäologie
Um 1200 erfolgte die Errichtung der Kirche, umgeben von einem mit einem Graben umgrenzten Friedhofsareal. Südlich schloss sich vermutlich ein Herrenhof an. Im Spätmittelalter wuchs die Siedlung sukzessive nach Westen und Osten und es bildete sich ein lang gestrecktes Straßendorf heraus. Von einer Dorfbefestigung kündete noch ein Sohlgraben auf gesamter Länge im Süden.
Profilansicht des Sohlgrabens
Profilansicht des Sohlgrabens  © Landesamt für Archäologie
Die Gehöfte zeichnen sich durch Holzbauten aus. Abgesehen von der Kirche ließ sich für das Mittelalter kein steinener Profanbau dokumentieren. Teils liegen die historischen Hausbefunde (Keller) exakt unter der Wohnstallbauten der Zeit um 1800. Weitere Parzellen zeigen jedoch, dass ein Zurückschreiben von neuzeitlichen Gehöftgrößen auf das Mittelalter nicht möglich ist. 
 
Die Auswertung der archäologischen und schrifthistorischen Quellen zur Siedlungsgenese von Breunsdorf von seinen Anfängen im 12. Jahrhundert bis heute wird eine Fülle von Fragen zu Lebens-, Arbeits- und Wohnbedingungen in einem westsächsischen Dorf exemplarisch beantworten helfen. Die besondere Bedeutung von Breunsdorf für die Siedlungsarchäologie liegt in der Tatsache begründet, dass das Gemeinwesen vollständig ergraben werden konnte.

Projektkontakt:

Dr. Harald Stäuble, Referatsleiter Braunkohle und lineare Bauvorhaben

Telefon: 0351 8926-672

Telefax: 0351 8926-999

E-Mail: Harald.Staeuble@lfa.sachsen.de

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