02.03.2015

»Charonspfennige« - Mit dem 3D Streifenlichtscanner auf den Spuren des römischen Feldherrn Varus

As Lugdunum I, Vorderseite, Augustus nach rechts mit Gegenstempel des Varus (»VAR« = Werz Typ 1) 
© Landesamt für Archäologie

Sonderpreis des Bernd Breuckmann Awards 2014 geht an Wissenschaftler des Landesamtes für Archäologie Sachsen.

»Charonspfennige: Kann HR-3D-Scanning von Gegenstempeln auf römischen Münzen helfen, ein »Bewegungsprofil« der Legionen des Varus in den letzten Monaten vor der Varusschlacht (9 n. Chr.) zu rekonstruieren?« lautet der Projekttitel der drei Preisträger Johann Friedrich Tolksdorf, Rengert Elburg und Thomas Reuter vom LfA Sachsen. Es widmet sich einer sehr speziellen Gruppe römischer Münzen.  

Die Geldstücke tragen das eingestempelte Zeichen des berühmten römischen Statthalters Publius Quinctilius Varus, der in der berühmten Schlacht im Teutoburger Wald gegen Germanische Stämme unter dem Cheruskerfürsten Arminius im Jahr 9 n.Chr. eine der dramatischsten militärischen Niederlagen des Römischen Reiches erlitt. Aus diesem Grund haben die Münzen mit dem Varusstempel VAR seit jeher die besondere Aufmerksamkeit der archäologischen und historischen Forschung auf sich gezogen, begleiteten sie doch die Legionäre auf ihrem Weg in den Untergang. Sie erlaubten die Identifizierung der Fundstellen in Kalkriese als Kampfplatz der Varusschlacht, fanden sich aber auch an verschiedenen Orten entlang des Rheins.

Trotz der Schilderungen römischer Geschichtsschreiber und der Funde von Kalkriese, bleiben viele Fragen um das tragische Ereignis offen. Wo waren die Legionen ursprünglich stationiert? Welchen Weg nahmen sie durch die unwegsamen Wälder Germaniens? Eine genaue Untersuchung der vorliegenden Münzen kann helfen, diese und andere Fragen zu beantworten.

Das nun prämierte Projekt macht sich den Umstand zu Nutze, dass römische Münzen der frühen Kaiserzeit vor ihrer Auszahlung an die Truppen häufig mit Gegenstempeln der Befehlshaber markiert wurden. Die dazu verwendeten Stempeleisen unterlagen einer andauernden Abnutzung und wurden immer wieder ersetzt. Der Abnutzungsgrad müsste anhand der Stempeleindrücke messbar sein. Bisher war die Forschung bei ihrer Untersuchung jedoch auf Fotografien oder Gipsabgüsse angewiesen.

Ein hochauflösender 3D-Scan der Stempeleindrücke auf den Münzen und eine Analyse der sichtbaren Abnutzungsspuren des Stempeleisens würde eine entscheidende Verfeinerung der Methode mit sich bringen. Mit ihrer Hilfe könnte die Stempelabdrücke einzelnen Stempeleisen zugeordnet und Münzen aus den unterschiedlichen römischen Garnisonen und Fundstellen des Rheinlandes in eine chronologische Abfolge gestellt werden. Im Idealfall ließe sich damit ein historisches »Bewegungsprofil« des Varus erstellen und die Herkunft und Bewegungsrichtung seiner Truppen rekonstruieren.

3D-Scanner kommen im Landesamt für Archäologie Sachsen bereits seit mehr als zehn Jahren in der Dokumentation von Funden und Befunden zur Anwendung. Gemeinsam mit Forschungspartnern in Universitäten und Firmen wird dieser Arbeitsschwerpunkt in der Hard- und Software laufend weiterentwickelt.

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