28.03.2012

Ein wichtiger Fund zur Montanarchäologie aus Niederpöbel

Der vorzüglich erhaltene hölzerne Erztrog. 
© Landesamt für Archäologie

Archäologen bergen einen der ältesten bekannten Fördertröge Deutschlands.

Südlich von Niederpöbel (OT Schmiedeberg im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge), im Bereich des durch die Landestalsperrenverwaltung zu errichtenden Hochwasserrückhaltebeckens, werden bauvorbereitend seit 2010 durch die Bergsicherung Freital die Relikte des vorhandenen Altbergbaues verwahrt. Dabei werden die angetroffenen Grubenbaue freigelegt und dokumentiert, anschließend nachgerissen und verwahrt. Die Arbeiten werden durch das LfA montanarchäologisch dauerhaft betreut. Mitte März 2012 konnte dabei in einem kurzen Abbau innerhalb eines Gesenks, neben zahlreichen anderen Holzfunden, ein zerbrochener, aber fast vollständiger Erztrog geborgen werden. Das Gesenk (Schacht) befindet sich 32 m unterhalb der Tagesoberfläche am Westhang des Pöbeltales. 

An dieser Stelle war ein nach Osten abzweigender, kurzer Abbau durch einen verbrochenen, hölzernen Verzug vom eigentlichen Gesenk  abgetrennt, wodurch dieser vor dem Hereinbrechen von Lockermassen geschützt wurde. Ein zweiter Verzug auf etwa gleicher Höhe am gegenüberliegenden Schachtstoß war fast vollständig in situ erhalten. Nach Bergung der Verzughölzer durch das LfA wurde die fast völlig verfüllte Abbaustrecke durch die Bergsicherung leer gezogen, wobei neben anderem, ein Erztrog, ein Teil einer gedrechselten Holzschale und ein vorzüglich erhaltener Pfuhlbaum (Teil einer Haspel) geborgen wurden.

3D-Scan des Erztrogs mit gut sichtbaren Bohrungen für die Seilbefestigung.
3D-Scan des Erztrogs mit gut sichtbaren Bohrungen für die Seilbefestigung.  © Landesamt für Archäologie
Der 0,45 x 0,28 m große Erztrog ist an den Oberflächen sauber geglättet und hat an einer der Stirnseiten zwei Löcher zum Befestigen eines Seiles. Damit konnte der Trog über das Laufwerk der engen Stollensohlen gezogen werden. Die Unterseite ist relativ grob zugebeilt. Für Deutschland handelt es sich um einen der ältesten bekannten und am besten erhaltenen Fördertröge überhaupt.

Die geborgenen Funde lassen sich, auch im Kontext der bereits dendrochronologisch datierten Grubenhölzer, in die 2. Hälfte des 13. Jh. datieren. Die Erkenntnisse über das hohe Alter des hier vorhandenen, nicht risskundigen Bergbaues der ersten Bergbauphase und die Qualität der Holzfunde zeigen deutlich, wie wichtig die archäologische Betreuung derartiger Baumaßnahmen ist.

Ermöglicht wurde die erfolgreiche Fundbergung nicht zuletzt auch durch die gute Zusammenarbeit mit der Bergsicherung vor Ort, deren Mitarbeiter die Bergung unter den sehr schwierigen und beengten Gegebenheiten unter Tage vorbereitet und ermöglicht haben.

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