26.06.2014

Im neuen Wohngebiet für die Pödelwitzer in Groitzsch beginnt der Straßenbau

Dr. Harald Stäuble, Referatsleiter Großprojekte, findet bei seinen Erläuterungen zu den Grabungen am Schiefen Weg in Groitzsch aufmerksame Zuhörerinnen und Zuhörer. 
© Landesamt für Archäologie

Archäologen schließen erste Etappe der Untersuchungen im Baugebiet ab

Mit dem Abschluss der archäologischen Ausgrabungen im ersten Bauabschnitt beginnen nun die Straßenbauarbeiten im neuen Wohngebiet „Schiefer Weg“  in Groitzsch für die Pödelwitzer. „Wir haben die erste Etappe dank der guten Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Archäologie in kürzester Zeit abschließen können. Jetzt starten die Bauarbeiten für die Straßen im Wohngebiet“, freut sich Dr. Bernd-Uwe Haase, Kaufmännischer Geschäftsführer MIBRAG, anlässlich der Staffelstabübergabe an das bauausführende Unternehmen GALA-MIBRAG Service GmbH im Beisein zahlreicher Pödelwitzer Familien und des Bürgermeisters der Stadt Groitzsch, Maik Kunze.
Das neue Wohngebiet umfasst 3,6 Hektar und bietet Platz für 23 Eigenheime und ein Mehrfamilienhaus mit fünf Wohnungen und Gemeinschaftsräumen. Nach der Freigabe durch die Archäologen werden zuerst die geplanten Straßen gebaut. Dazu müssen zuvor alle Medien wie Wasser- und Abwasseranschluss, Elektroversorgung und Telekommunikation, einschließlich der Hausanschlüsse verlegt werden. Parallel laufen die archäologischen Grabungen weiter, um die Baufreiheit für die künftigen Wohngebäude zu schaffen. „Wir hoffen, dass die Arbeiten weiter zügig vorangehen, damit die ersten Bauherren aus Pödelwitz noch in diesem Jahr beginnen können, ihr neues Zuhause zu errichten“, blickt Dr. Bernd-Uwe Haase voraus.


Seit dem 17. März 2014 erforscht ein Team des Landesamtes für Archäologie Sachsen (LfA) das zukünftige Wohngebiet. Die Grabungen werden durch MIBRAG gefördert. Die 17 Mitarbeiter des LfA, unterstützt von vier Studenten der Universität Leipzig, untersuchen die Fläche von etwa 3,6 Hektar. Zu Beginn der Grabungen wurde der Mutterboden bis etwa 50 Zentimeter Tiefe beiseite geschoben, um archäologische Befunde erkennen zu können. Die größte Eingriffstiefe bei der Befunduntersuchung liegt bei zirka ein bis 1,2 Meter, in besonderen Fällen auch bis zu zwei Meter, unterhalb der heutigen Geländeoberfläche.
Auf dem Areal stießen die Forscher auf eine große Anzahl von Spuren aus der Epoche der frühen sächsischen Ackerbauern vor zirka 7.000 Jahren, der sogenannten Jungsteinzeit. Nach der vorherrschenden Verzierung auf der Keramik wird sie auch als Linienbandkeramik bezeichnet. Dr. Harald Stäuble, Referatsleiter Großprojekte im LfA, zeigt sich von den Ergebnissen beeindruckt: „Unser Team konnte in Groitzsch mit der Unterstützung der MIBRAG eine sehr große Grabungsfläche eingehend unter die Lupe nehmen. Dabei haben wir zahlreiche Spuren aus verschiedenen Kulturepochen der Menschheit dokumentiert und geborgen. Einmal mehr hat sich gezeigt, dass das Leipziger Land eine reiche Kulturlandschaft mit einer lange zurückreichenden Geschichte hat, deren Spuren sich vielerorts erhalten haben.“
Die Befunde umfassen die Grundrisse von etwa einem Dutzend Häuser, die sich typischerweise durch die dunklen Verfärbungen von Pfostenlöchern und Lehmentnahmegruben zu erkennen geben. Alles deutet also auf eine größere jungsteinzeitliche Siedlung an dieser Stelle hin. Neben namensgebenden Keramikfragmenten, fanden sich mehrere Bruchstücke von Tonfigürchen sowie Dechselklingen, die der Holzberabeitung dienten. Ein gut erhaltener Keulenkopf aus Granit erinnert daran, dass man auch damals nicht nur friedlichen Umgang miteinander pflegte. Jüngeren Datums ist ein noch unbestimmter Befund - vielleicht ein Urnengrab - aus der späten Bronzezeit vor zirka 3.000 Jahren. Doch reichten die menschlichen Aktivitäten an dieser Stelle bis in das 15./16. Jahrhundert, aus denen bereits glasierte Keramik vorliegt.

Gemeinsamt Pressemitteilung des LfA und der MIBRAG

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