15.12.2020

Spuren der sächsischen Bergbaugeschichte

EIn graufarbiger Laserscan der Erdoberfläche zeigt sehr detailliert die Geländeeigenschaften am Ziegenberg wie kleine Täler, aber auch die beiden bogenförmigen Gräben der Wallanlage.
Die neu entdeckte Wallanlage am Ziegenberg im Oberflächenscan. 
© Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen, berab. F. Schroeder

Sachsens Wälder sind immer noch für Überraschungen gut. Vor wenigen Jahren konnte niemand ahnen, in welcher Dichte montanarchäologische Relikte bis weit ins Erzgebirgsvorland hinein verbreitet sind.

Durch eine systematische Analyse digitaler Höhenmodelle, die uns der Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen (GeoSN) in immer besserer Auflösung zur Verfügung stellt, ist es den Montanarchäolog*innen des Landesamtes für Archäologie auf der Suche nach Bergbauspuren, insbesondere Seifen, gelungen, gewissermaßen als Beifang eine neue befestigte Höhensiedlung zu entdecken. Die bislang unbekannte Wallanlage liegt auf dem Ziegenberg bei Geringswalde. Die Abschnittsbefestigung verrät sich im digitalen Geländemodell durch ein doppeltes Wall-Graben-System, das einen Bergsporn zwischen Auenbach und Jordanbach im Süden abriegelt. Die ca. 2,5 m tiefen Halsgräben werden innen jeweils von einem flachen Wall begleitet, sind ca. 60 und 80 Meter lang und ziehen sich teilweise bis in die benachbarten Täler hinunter. Das Spornende, wohl die Kernburg, war zusätzlich durch einen umlaufenden Hanggraben geschützt. Auch wenn bislang keine Funde vorliegen, wurde die Befestigung sicherlich nicht vor dem 11. Jh. errichtet.

Im Gelände mitten im Wald sieht man ebenfalls die beiden Wälle und Gräben der mittelalterlichen Wallanlage.
Auch vor Ort im Gelände sind die beiden Wälle und Gräben gut auszumachen.  © Landesamt für Archäologie Sachsen

In nur 700 m Entfernung nördlich des Ziegenberges überragt das „Alte Schloss“ das Auenbachtal. In welchem zeitlichen und funktionalen Verhältnis die beiden Anlagen standen, muss vorläufig offenbleiben. Vermutlich ist die Burg auf dem Ziegenberg, den Geländemerkmalen nach zu urteilen, die ältere. Sollten sich die Befestigungen wider Erwarten dennoch als gleichzeitig erweisen, wäre hier im Schönburger Fürstenwald eine Grenzsituation zwischen konkurrierenden Herrschaftsträgern archäologisch greifbar. In beiden Fällen könnte jedoch ein Zusammenhang zwischen mutmaßlichen (Gold-)Seifen und mittelalterlichem Burgenbau bestehen. Die Ergebnisse dieser flächendeckenden Recherchen fließen nunmehr in die Kulturdenkmallistenerfassung des Landesamtes für Archäologie ein.


S. Bilz, F. Schröder, M. Schubert, G. Singer u. M. Strobel

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