12.06.2013

Ausgrabungen an der S38 zwischen Mutzschen und Wermsdorf

Eine Schlüsselstellung in der regionalen Siedlungslandschaft kommt wahrscheinlich einer ausgedehnten, schon länger bekannten Siedlungsstelle bei Göttwitz zu. Hier wurden bronzezeitliche sowie slawenzeitliche Funde angetroffen. 
© Landesamt für Archäologie

Seit Ende März 2013 sind die Grabungsarbeiten des Landesamtes für Archäologie auf der knapp 6 km langen Neu- und Ausbaustrecke der S38 zwischen Mutzschen und Wermsdorf in vollem Gange.

Die Trasse beginnt östlich von Mutzschen, führt über die Dämme von Göttwitz- und Horstsee und durchquert dabei das Döllnitztal. Das Projekt schließt auch den Neubau einer Ortsumgehung für Wermsdorf mit ein.

Bei den im Spätherbst 2012 stattgefundenen Voruntersuchungen wurden insgesamt 12 Fundstellen lokalisiert und nun untersucht. Darüber hinaus wurden die Erneuerungsarbeiten am Grundablass des Horstsees archäologisch begleitet. Aus der in den Horstseedamm eingetieften Baugrube wurden mehrere, aus Eiche gefertigte Holzteile geborgen, die von früheren Schleusenbauten stammen. Erste Ergebnisse der dendrochronologischen Datierungen weisen u.a. auf einen Neubau des Grundablasses nach dem Siebenjährigen Krieg hin.  Ob der Horstseedamm bereits existierte oder zu dieser Zeit erst neu errichtet wurde, konnte nicht festgestellt werden.
  
Die Grabungsarbeiten auf fünf Fundstellen, die sich auf der südlich und östlich des Jagdschlosses Wermsdorf verlaufenden Umgehungsstrecke befinden, sind bereits abgeschlossen. Hier wurden einige spätmittelalterliche sowie neuzeitliche, wohl mit der Schlossanlage in Verbindung stehende Befunde dokumentiert. Dazu gehört auch eine hölzerne Wasserleitung, welche einen Teich und wahrscheinlich auch die Fontänen im Schlosspark speiste. An vorgeschichtlichen Funden konnte hier lediglich ein Steinbeil als Streufund registriert werden.

 

Auf dem Streckenabschnitt vom Döllnitztal bis Mutzschen wurden insgesamt sieben vor- und frühgeschichtliche Siedlungsstellen von z.T. erheblicher Ausdehnung festgestellt. Die bedeutend größere Funddichte hängt zweifellos mit den unterschiedlichen Bodenverhältnissen zusammen. Die Döllnitz bildet in diesem Bereich die nördliche Grenze der fruchtbaren Lössböden; nach Norden schließen grobkiesige und sandige Eiszeitablagerungen an.
  
Bei Mutzschen sind die Grabungsarbeiten auf zwei spätneolithischen Siedlungsstellen (um 2500 bis 2000 v.Chr.) bereits relativ weit fortgeschritten. Sie liegen auf leicht exponierten Kuppen über dem Döllnitztal. Sie waren von Weiden und Feldern umgeben, die von Hecken begrenzt wurden. Eine etwas isoliert liegende Grube enthielt eine Feuerstelle mit zwei großen, wohl rituell deponierten Mahlsteinen incl. des Läufers, sowie Fragmenten einer sog. Aunjetitzer Tasse. Die Besiedlung könnte demnach bis in die Frühe Bronzezeit (um 2000 bis 1800 v.Chr.) angedauert haben. Darüber hinaus wurden hier jungbronzezeitliche (um 1000 v. Chr.) und früheisenzeitliche Befunde (um 600 v. Chr.) festgestellt.

Ein frühmittelalterlicher Ofen, dessen Funktion noch nicht abschließend geklärt werden konnte.
Ein frühmittelalterlicher Ofen, dessen Funktion noch nicht abschließend geklärt werden konnte.  © Landesamt für Archäologie

Eine Schlüsselstellung in der regionalen Siedlungslandschaft kommt wahrscheinlich einer ausgedehnten, schon länger bekannten Siedlungsstelle bei Göttwitz zu. Die Ausgrabungen auf der von den Bauarbeiten betroffenen Fläche von ca. 2,5 ha haben gerade begonnen. Nach dem bisherigen Kenntnisstand sind hier vor allem jungbronzezeitliche und slawische Befunde anzutreffen (um 1000 v. Chr. bzw. 9./10. Jh. n. Chr.). Besonderes Interesse kann eine slawische Ofengrube beanspruchen, deren eiförmiger Brennraum in den Löss eingetieft und stark verziegelt ist. Die Funktion des Ofens konnte vorläufig noch nicht festgestellt werden.
  
Durch die Untersuchung dieser Fundstelle lassen sich möglicherweise die Ergebnisse von Grabungen, die bei der Wiedereinrichtung des Göttwitzsees um 1960 durchgeführt wurden,  besser einordnen. Damals wurden an Niederungsstellen, die heute durch den See bedeckt sind, u.a. zahlreiche jungbronzezeitliche Einzelfunde sowie eine hölzerne slawische Brunneneinfassung sowie ein Knüppeldamm gefunden.
      

Dr. S. Conrad; M. Conrad M.A.; Dr. W. Ender
  

Meldung zum Download

zurück zum Seitenanfang