04.05.2020

Bauberatung in einem großen Kreis - kindergartenmäßig

Der Autor im Office ... 
© Landesamt für Archäologie

In loser Folge berichten hier Mitarbeitende über Ihre Erfahrungen mit den Folgen der CORONA-Pandemie:

Ich hätte nicht gedacht, dass ich irgendwann einmal dankbar sein werde, das vor einigen Jahren eingeführte digitale Verwaltungssystem für die üblichen Bau-Anfragen, Bau-Genehmigungen und die unterschriftslosen Stellungnahmen zu haben, das einem erlaubt, einen Großteil der Schreibtischarbeit von überall und praktisch ohne Einschränkungen zu erledigen. Ein Rechner, ein halbwegs stabiles Internet und freilich Strom (aber davon ist in diesen meist sonnigen Tagen kein Mangel, schon gar nicht mit Solaranlage und Stromspeicher) reichen dafür aus, sich von zu Hause in den Arbeitsrechner offiziell „rein-zu-hacken“ bzw. auf die üblichen Daten zurückzugreifen.

Was diesen und den wissenschaftlichen Teil – so man überhaupt noch dazu kommt – der Arbeit betrifft, so macht es demnach keinen Unterschied, ob man in einem schönen großen und hellen Zimmer (im Büro) oder in einem ebenfalls schönen Dachbodenzimmer arbeitet (zugegeben, Kinder sind schon lange aus dem Haus und daher gibt es kein Störungspotential, aber auch keine diesbezügliche Freude. Abends, wenn die Chance mehrere Personen auf zu engem Raum zu treffen, geringer ist,  gehe ich dennoch einmal ins Büro, um die doch noch notwendigen Unterschriften zu leisten.

... und im Home-Office
... und im Home-Office  © Landesamt für Archäologie

Jedoch macht dieser Teil der Arbeit eines in der Denkmalpflege angestellten Archäologen - in Fachkreisen meist etwas negativ konnotiert als „Schreibtischarchäologe“ - zwar einen großen, aber dennoch nur einen Bruchteil der Gesamtaufgaben aus. Wie stets, wird diese Schreibtischarbeit weiterhin mit unter allen Vorsichtsmaßnahmen durchgeführten Außenterminen angereichert. Bauberatungen vor Ort der betreffenden Maßnahme lassen sich immer noch gut durchführen. Man bildet – kindergartenmäßig – einen großen Kreis und behält dabei den erforderlichen Abstand! Aber auch Ausgrabungen, die stattfinden können, müssen weiterhin persönlich betreut werden – bei Großprojekten, für die ich teilweise zuständig bin, sind die Flächen schon per Definition mehrere tausend Quadratmeter groß, so dass die Ausgräber*innen im Idealfall selbst weit aufgeteilt werden können.

 

Vermisse ich dennoch etwas? Ja, denn Tagungen sind abgesagt, Vorträge – eigene wie fremde – fallen ebenfalls erstmal aus. Habe ich mehr Zeit, um wissenschaftlich zu arbeiten, Fachartikel zu lesen, zu schreiben? Nein, bzw. nicht mehr als sonst, denn der Alltagsstress mit den vielen Anfragen und Aufgaben per e-mail oder Telefon ist nicht geringer geworden, das Hinterherlaufen ist unverändert geblieben. Also: ein fast normaler Berufsalltag!

Dr. Harald Stäuble, Referatsleiter Braunkohle und lineare Bauvorhaben, Gebietsreferent Kreis Leipzig

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