20.12.2011

Die Mühle auf der Kapelle

Die stattliche Windmühle von Syrau 
© Landesamt für Archäologie

Mauerreste in der Windmühle von Syrau, Vogtlandkreis, geben Rätsel auf.

Die Windmühle im vogtländischen Syrau wurde um 1860/1865 auf einer leichten Erhebung errichtet (Drachenberg/heute Windmühlenberg), die einen weiten Blick über das Vogtland und  Erzgebirge bis hinein nach Böhmen und Bayern gestattet. In der Ortsakte des Landesamtes für Archäologie ist verzeichnet, dass von dieser Stelle im 19. und frühen 20. Jahrhundert immer wieder Funde gemeldet wurden; so  beispielsweise ca. 1840 der Fund einer Glocke, die heute im Turm der Syrauer Pfarrkirche hängen soll.

Zudem wurden beim Bau des Müllerhauses um 1860 Metallgegenstände und Scherben gefunden, deren Datierung wegen zu großer Streuung (13. bis 17. Jh.) aber unsicher bleiben muss. Nicht wenige Chronisten nehmen an, dass die Stelle auf dem Drachenberg der Standort einer Kirche oder Kapelle gewesen ist. Auf dem sächsischen Meilenblatt von 1800 wird der Platz mit »Lindkirch« angegeben, Gebäude oder Ruinen sind dort jedoch nicht mehr zu erkennen.
Es verwundert daher nicht, dass bei Fußbodenarbeiten im Innenraum der Syrauer Windmühle unbekannte Mauerstrukturen freigelegt wurden, die in dieser Woche durch das Landesamt für Archäologie untersucht und dokumentiert werden konnten.

Die älteren Maurreste liegen unmittelbar unterhalb des heutigen Laufhorizontes.
Die älteren Maurreste liegen unmittelbar unterhalb des heutigen Laufhorizontes.  © Landesamt für Archäologie

Es handelt sich dabei um zwei parallel in einem lichten Abstand von 1,30 m von Nordwest nach Südost verlaufende Fundamentmauern, die aus in Lehmmörtel verlegten Bruchsteinen (lokal anstehender Diabas) bestehen. Die maximal erhaltene Länge der Mauern beträgt 4,80, die Mauerbreite bis zu 0,50 m. Diese älteren Fundamente werden durch die Mauern und Einbauten des späteren Mühlgebäudes teilweise gekappt bzw. ausgebrochen oder als Auflager wiederverwendet. Außer Bauschutt aus der Erbauungszeit der Mühle gab es leider keine Funde, die einen Hinweis auf das Alter der beiden Fundamentmauern geben. So muss es nicht zuletzt auch wegen der Orientierung und des schmalen Abstandes im Lichten fraglich bleiben, ob die nun freigelegten Mauerfragmente der »Lindkirch« zugesprochen werden können.
 

Dr. Christiane Hemker

Referatsleiterin Südwestsachsen: Landkreise Erzgebirgskreis (Altkreise Annaberg, Aue-Schwarzenberg, Mittlerer Erzgebirgskreis, Stollberg), Mittelsachsen (Altkreis Freiberg), Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (Altkreis Weißeritzkreis); Montanarchäologie

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