16.08.2017

Dies ist keine Leiter!

Die Überreste der beiden Schaufelreihen sind nur ein kleines Segment des Kehrrads. 
© Landesamt für Archäologie

Riesiges Kehrrad wird in Bad Schlema ausgegraben.

In Bad Schlema findet derzeit eine außergewöhnliche montanarchäologische Untersuchung statt. Etwa 15 m unter Tage legen die Archäologinnen und Archäologen vom Team ArchaeoMontan ein riesiges Kehrrad aus der Zeit um 1500 frei.

Was auf dem Bild wie die Sprossen einer Leiter anmutet, ist tatsächlich nur ein kleines Segment des Rades, dessen Durchmesser mehr als 11 Meter beträgt. Das Rad wurde mit Wasser angetrieben und konnte durch die gegenläufig eingestellten Schaufelreihen in beide Richtungen gedreht werden. In diesem Fall diente das Rad wohl der Wasserhebung aus tieferen Regionen, wobei die Grubenwässer über einen Stollen weiter abgleitet wurden. Schon in Georgius Agricolas Standardwerk „De re metallica“ von 1556 sind solche Kehrräder dargestellt. Nie aber hat man bisher ein Originalexemplar „in situ“ angetroffen.
 

Das Kehrrad hatte gewaltige Dimensionen und stellte eine herausragende Ingenieursleistung dar. Rekonstruktionsversuch anhand der erhaltenen und mittels SFM (Structure from Motion) dokumentierten Fragmente des Kehrrades (grün markiert).
Das Kehrrad hatte gewaltige Dimensionen und stellte eine herausragende Ingenieursleistung dar. Rekonstruktionsversuch anhand der erhaltenen und mittels SFM (Structure from Motion) dokumentierten Fragmente des Kehrrades (grün markiert).  © Landesamt für Archäologie

Die Radkammer in Bad Schlema, in der das Kehrrad seit über 500 Jahren steht, ist heute komplett mit Sediment verfüllt. Einsenkungen an der Oberfläche und Rissbildungen an angrenzenden Wohngebäuden rief das sächsische Oberbergamt auf den Plan. Zur Abwendung von Gefahren für Menschen und deren Besitz muss die gewaltige Radkammer durch die Bergsicherung Schneeberg nun vorsichtig freigelegt und später mit einer Betonplombe geschlossen werden. Parallel zu den Arbeiten birgt das Team ArchaeoMontan Stück für Stück die Segmente des Kehrrades, die bei den Aufwältigungsarbeiten freigelegt werden.
 

Restauratorin Liane Alberecht (LfA)erläutert die konservatorischen Vorgänge im Holzlabor  © Landesamt für Archäologie
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