05.12.2011

Ein Kalkofen auf dem Lande

Reste des Kalkofens mit dem mittig gelegenen Heißluftkanal. 
© Landesamt für Archäologie

Die archäologischen Untersuchungen des Tagebauvorfeldes von Reichwalde erbrachten in diesem Jahr eine neue technische Anlage. Neben den schon bekannten Rennöfen, Pechöfen und Eisenhämmern konnten wir erstmals einen Kalkofen entdecken.

Der Kalkofen war ca. zur Hälfte in der Breite erhalten (B. 1,5 m) und besaß noch eine Länge von 5 m. Auf der Nordseite hatte der Ofen einen halbrunden Abschluss. In der Mitte des Ofens konnte ein langer Kanal (Dm. 15 x 15 cm) freigelegt werden, der nach oben durch auf Lücke gesetzte Ziegel begrenzt war. Durch diesen Kanal strömte die heiße Luft in den darüber liegenden Brennraum.
Die Ziegelsteine im Brennraum wiesen deutliche Hitzeeinwirkungen auf. In dem Kanal hatte sich eine Schicht aus Kalk erhalten, die mit Holzkohlestücken durchsetzt war.
Vom Brennraum hatten sich nur die beiden unteren Ziegellagen erhalten. Die verwendeten Ziegel sind handabgestrichene Formsteine (Klosterformat), die in leicht abgemagerten Ton gesetzt worden waren. Das Mauerwerk der Ostseite verjüngt sich nach oben.

Grabungsleiter P. Schöneburg erklärt den Befund anlässlich einer Führung für Vertreter von Vattenfall Europe.
Grabungsleiter P. Schöneburg erklärt den Befund anlässlich einer Führung für Vertreter von Vattenfall Europe.  © Landesamt für Archäologie

Der Ofen war in einen leicht nach Süden abfallenden Hang gebaut worden. Sicherlich sollte dadurch die Wärme im Ofen über einen längeren Zeitraum gehalten werden.
Die Sohle des Ofens lag bis zu 2 m unter der Geländeoberkante. War der Ofen in eine Grube gebaut worden? Auf Grund einer großflächigen Störung an der Südseite werden wir diese Frage nicht mehr beantworten können. Ein einzelner Pfosten südlich des Ofens ist der einzige erhaltene Hinweis auf eine Grubenbefestigung vor dem Ofen. In unmittelbarer Nähe des Ofens konnten die Reste zweier Kalksteinhalden, Reste eines Holzkohlemeilers, ein älterer Wegeverlauf sowie ein sehr präzise ausgehobener Graben dokumentiert werden. Der genaue Zusammenhang dieser Befunde mit dem Ofen wird Gegenstand der Auswertung der Grabungsergebnisse sein.

Im Tagebau von Welzow-Süd konnte ein vergleichbarer Ofen ausgegraben werden, der dort in das 15./16. Jahrhundert datiert wird. Unseren Ofen würden wir bisher ähnlich, vielleicht etwas jünger, datieren. Genauere Erkenntnisse erhoffen wir uns Anfang des kommenden Jahres durch eine geplante archäomagnetische Datierung.


Thomas Linsener/ Peter Schöneburg 

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