28.04.2020

Ein sterbendes Gräberfeld

Ehrenamtliche Helfer bergen hier die noch gut erhaltenen Gefäße einer bronzeitlichen Bestattung. 
© Landesamt für Archäologie

Wie sehr gefährdet insbesondere Brandgräber auf ackerbaulich genutzten Flächen sind, zeigte jüngst in großer Eindringlichkeit ein bronzezeitlicher Friedhof in der westlichen Oberlausitz.

Der ehrenamtliche Mitarbeiter des Landesamtes für Archäologie Sachsen Manfred Kegel (Bernsdorf) und seine Mitstreiter stießen bei Feldbegehungen in der Nähe der Ortschaft Kotten (Gde. Wittichenau, Kr. Bautzen) auf zahlreiche Scherben- und Leichenbrandkonzentrationen, die Anlass für eine zweiwöchige Notbergung gaben. Obwohl die Oberflächenfunde bereits durch Pflug und Grubber deutlich verlagert waren, konnten insgesamt 16 Gräber gezielt in einzelnen Fenstern aufgespürt, freigelegt, dokumentiert und gefäßweise im Block geborgen werden.

Diese Bestattung hingegen ist bereits weitgehend zerpflügt. Die zerscherbten Gefäße müssen vor der Bergung gesichert werden.
Diese Bestattung hingegen ist bereits weitgehend zerpflügt. Die zerscherbten Gefäße müssen vor der Bergung gesichert werden.  © Landesamt für Archäologie

Im schlimmsten Fall war von den Urnen und Beigefäßen nur noch ein loser Trümmerhaufen aus Scherben und Leichenbrand übrig; aber auch die Keramik in den besser erhaltenen Gräbern war zumindest größtenteils gekappt, Unter- und Oberteile im Pflughorizont bis an die Oberfläche aufgearbeitet.

Deutlich sind die Spuren des Meißels im anstehenden sandigen Boden zu erkennen.
Deutlich sind die Spuren des Meißels im anstehenden sandigen Boden zu erkennen.  © Landesamt für Archäologie

Bearbeitungsspuren eines Bodenmeißels im anstehenden Sand verdeutlichen, welchen Schaden eine zu große Bearbeitungstiefe an Urnengräbern der Lausitzer Kultur anrichten kann. Die teilflächengesteuerte, automatisierte Verringerung der Eingriffstiefe im Bereich des Friedhofs böte die Chance, einer weiteren Zerstörung vorzubeugen, ohne auf eine Bodenbearbeitung ganz verzichten zu müssen. Die gemeinsam mit landwirtschaftlichen Praktikern und mit Unterstützung der EU entwickelten technischen Möglichkeiten („Precision Farming“) sind inzwischen praxistauglich und warten nur auf ihre Anwendung. Dies wäre der richtige Zeitpunkt, mit dem Landwirt eine denkmalverträgliche Bewirtschaftung anzustreben, die Freilegung der Gefäße unter Laborbedingungen aber wird sicherlich noch einige Überraschungen zu Tage fördern.

Unser besonderer Dank gilt den ehrenamtlichen Helfern:

  • Manfred Kegel
  • Carla Mietrach
  • Johannes Scheller
  • Alexandra Schneider
  • Günther Thus


J. Wojnicz, M. Rummer, M. Strobel

 

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