12.09.2011

Eine Grabplatte des 13. Jahrhunderts aus der Meißner Dreifaltigkeitskirche

Senkrechtaufnahme der Steinplatte des 13. Jahrhunderts 
© Landesamt für Archäologie

Trinitatis-Kirche in Zscheila birgt einige Überraschungen

Die Trinitatis-Kirche im Ortsteil Zscheila gehört zu den bedeutenden Kirchen im heutigen Stadtgebiet von Meißen. Der im Kern noch frühgotische, ursprünglich dem Heiligen Georg geweihte Bau erhebt sich vis à vis des Meißner Burgberges auf einem markanten Bergsporn, der eine Burganlage des 10./11. Jahrhunderts getragen haben soll. Vom 13. Jahrhundert bis zur Einführung der Reformation war die Georgs-Kirche Sitz des gleichnamigen Kollegiatsstiftes Hayn (Großenhain)-Zscheila, das anfangs aus zehn Kanonikern bestand. Nachdem 1937/38 der Innenraum bereits tiefgreifend erneuert und »renoviert« worden war, ohne dass bis auf einige Grüfte Beobachtungen an Bau und Untergrund dokumentiert worden wären, konnten im Zuge der Innensanierung in den letzten Wochen auch archäologische Untersuchungen durchgeführt werden. Sie erbrachten interessante Hinweise zu baugeschichtlichen Details: So ist jetzt gesichert, dass der massive Querturm im Westen immer zum Schiff hin offen war; ferner lassen sich noch Spuren des frühgotischen Verputzes mit Fugenstrich an der Innenseite des Kirchenschiffs nachweisen. Ältere Oberflächen scheinen allerdings bei den Renovierungsmaßnahmen der 1930er Jahre und bei früheren Umbauten großflächig beseitigt worden zu sein. Die humosen, stark durchmischten Schichten im Schiff sind auf rege Bestattungsaktivitäten zurückzuführen; stand doch den Kanonikern ein Begräbnis im Kirchenraum zu. Als besondere Überraschung ist eine 1,83 m lange und 0,72 m breite Sandsteinplatte hervorzuheben, die in der Nordostecke des Schiffes vor dem mutmaßlichen Fundament eines Seitenaltars nord-süd orientiert angetroffen wurde, sich also sicherlich nicht mehr in primärer Position befindet. Sie zeigt ein »Wiederkreuz«, das die Wundmale Christi symbolisiert und von einer zweifach geschwungenen, bogenförmigen Basis ausgeht. Sie darf in das 13. Jahrhundert datiert werden. Indessen muss offenbleiben, ob die Platte ursprünglich ein Kanonikergrab bezeichnete oder als »Sühnekreuz« oder ähnliches einmal im Freien aufgestellt war. Eine vorgeschichtliche, wohl spätbronze- bis früheisenzeitliche Scherbe dürfte beim Bau oder bei Umbauten in den Kirchenboden geraten sein. Sie lässt vermuten, dass es auf dem Sporn nicht nur eine frühmittelalterliche Burg, sondern bereits eine vorgeschichtliche Siedlung gab, die möglicherweise bereits befestigt gewesen sein könnte.

Oliver Spitzner, Michael Strobel

Wandverputz mit Fugenstrich
Wandverputz mit Fugenstrich  © Landesamt für Archäologie

Oliver Spitzner

Grabungstechniker

Telefon: 0351 - 8926 674 / 0172 - 374 74 71

E-Mail: Oliver.Spitzner@lfa.sachsen.de

zurück zum Seitenanfang