Eisenverhüttung in der Lausitz
Eine Rennofenbatterie mit Werkplatz im Tagebau Nochten
Mit dem Voranschreiten des Nochtener Tagebaus in westliche Richtung konnten in den letzten Jahren unter anderem eine jungbronzezeitliche und eine kaiserzeitliche Siedlungskammer am Südabhang der Trebendorfer Höhe südwestlich von Weißwasser dokumentiert werden. In den kaiserzeitlichen Siedlungen und Gehöften wurde fast durchweg Eisenerzverhüttung in bedeutendem Maßstab betrieben, für die das in der Gegend anstehende Raseneisenerz Verwendung fand. Die Gesamtzahl der untersuchten Rennöfen summiert sich inzwischen auf etwa 2000. Mittlerweile erfasst das Abbaufeld des Tagebaus den Niederungsbereich des Lausitzer Urstromtals nahe der Struga, wo sich auf flachen Talsandinseln reine Verhüttungsplätze befanden.
Ein solcher Verhüttungsplatz wurde im Sommer/Herbst 2025 ca. 2,3 km südlich von Rohne in der zugehörigen Gemarkung untersucht (WW-106). Die Besonderheit des Platzes besteht darin, dass sich an eine nur 7 x 4 m große Batterie mit 76 Rennöfen eine rotbraune, unregelmäßig- dreiecksförmige Verfärbung von ca. 20 x 20 m Größe anschloss, die durch Baumwurfgruben und die Estrichreste eines neuzeitlichen Hauses z.T. stark gestört bzw. überdeckt war. Da schon bei den ersten Grabungsarbeiten immer wieder Schlackestücke unterschiedlicher Größe festgestellt worden waren, wurde diese bis zu 15 cm dicke Schicht in einem 1 x 1 m Raster abgetragen. Das Substrat wurde komplett ausgesiebt (5 mm und 1 mm). Es finden sich zahlreiche Schlackebruchstücke, deren Abmessungen von Sandkorn- bis – in Einzelfällen – Faustgröße reichen. Sie sorgten in erster Linie für die Rotfärbung des Substrats. Eine Kartierung nach Fundmengen wird später Aufschluss über die Aktivitätszonen auf dem Werkplatz geben.
Eingebettet in bzw. bedeckt von dieser Schicht wurden diverse Befunde festgestellt, z.B. kleine Mulden oder flache Feuerstellen. Sie enthielten z.T. Schlackestücke, die nach ersten Beobachtungen in ihrer Konsistenz von jener in der Schicht abweichen.
Darüber hinaus waren insgesamt neun Grubenmeiler von teilweise erheblicher Größe halbkreisförmig um den Platz angeordnet. Wie sich bereits durch Überschneidungen in der Rennofenbatterie abzeichnete, belegen auch stratigraphische Beobachtungen in den Meilern eine mehrphasige Nutzung des Platzes. Eine genaue chronologische Einordnung mittels 14C-Untersuchungen steht noch aus.
Beim derzeitigen Stand der Auswertung verdichten sich die Hinweise, dass es sich um einen Werkplatz handeln dürfte, auf dem die aus den Rennöfen entnommenen Schlackeklötze zerschlagen und geeignetes Schlackematerial für den Wiedereinsatz als Rohmaterial aufbereitet wurden. Möglicherweise wurde hier auch das Raseneisenerz vorbereitet und – wie in der Literatur beschrieben – auf Kirschkerngröße zerkleinert. Darüber hinaus könnte eine erste Bearbeitung der gewonnenen Eisenluppe stattgefunden haben.
Im Untersuchungsgebiet des Tagebaus Nochten wurden bisher keine Hinweise auf die weitere Verarbeitung zu Gebrauchsgegenständen und Waffen gefunden. Beim Umfang der bisher nachgewiesenen Verhüttung kann wahrscheinlich davon ausgegangen werden, dass die erzeugte Eisenmenge den Bedarf der Siedlungen deutlich überstieg. Ein bedeutender Teil der Produktion könnte in andere Regionen verhandelt worden sein.
Text: Sven Conrad; Sabine Zimmer