05.09.2011

Komturhof in Plauen erstrahlt in neuem Glanz

Abb. 1: Plauen, Gelände des Roten Turmes 2010 
© Landesamt für Archäologie

Pressekonferenz anlässlich der Fertigstellung des Außengeländes

Nachdem die Untersuchungen des sächsischen Landesamtes für Archäologie am Roten Turm in Plauen im September 1996 abgeschlossen waren, ahnte niemand, dass das Areal auch 15 Jahre später nicht vollständig für die Öffentlichkeit zugänglich sein würde. Während der Ausgrabungen wurden südlich des Konventsgebäudes die baulichen Reste des Roten Turmes, dessen Bezeichnung vermutlich von der Dachdeckung mit roten Ziegeln stammt, bis auf seine Sohle freigelegt. Die erste urkundliche Erwähnung des Bauwerks steht in Zusammenhang mit der Niederlassung des Deutschen Ordens. Vogt Heinrich der Ältere erlaubte dem Orden 1336 den Bau eines Übergangs vom Konventsgebäude zum „heymlich gemache“ (Abort), wie der Turm damals bezeichnet wurde. Gleichzeitig war der Rote Turm, der 1496 noch als »der teutschen Herrn thurm« erwähnt wurde, bis zu seinem Einsturz am 24. Februar 1677 Bestanteil der Stadtbefestigung. Die entstandene Lücke wurde noch im gleichen Jahr als einfacher Mauerzug geschlossen.  Seine bildliche Gestalt ist erst seit dem späten 16. Jahrhundert durch Stadtansichten u. a. von Wilhelm Dilich (1628) überliefert und zeigt einen dreistöckigen Aufbau mit Zeltdach.  Der ursprünglich quadratische Grundriss konnte in den 1990er Jahren noch bis auf eine Höhe von 3,30 m erfasst werden. Die südliche Abschlusswand ist archäologisch hingegen nicht mehr nachweisbar gewesen. An die nordöstliche Turmecke schloss sich ein separater Nordost-Südwest orientierter Mauerzug an, der als Umfassungsmauer des Komturhofes interpretiert wird.  Die entstandene Baugrube am Roten Turm wurde nach den Bauarbeiten 1996 nicht wieder geschlossen (Abb. 1) und aus Sicherheitsmaßnahmen großräumig mit einem Bauzaun gesichert.

Teilnehmer der Pressekonferenz: Axel Markert (re.) mit Mitarbeiterin (Stadt Plauen), Renate Wünsche (2.v.l., Förderverein Komturhof Plauen),Susann Hardt (Landesamt für Archäologie), Christian Pöllmann (Förderverein Komturhof Plauen, nicht im Bild)  © Landesamt für Archäologie

Die historische Bedeutung des stadtbildprägenden Komplexes des Komturhofes und dessen Gefährdung nahm die Stadt Plauen 2011 zum Anlass umfassende Umgestaltungen am Außengelände vornehmen zu lassen. Die Baumaßnahmen umfassten nicht nur eine baudenkmalpflegerische Sicherung der Turmruine und die Beräumung des Geländes, sondern waren auch mit Bodeneingriffen durch Wegeneubau verbunden und machten so eine baubegleitende archäologische Untersuchung unerlässlich. Die Arbeiten wurden im Juli des Jahres 2011 unter Mitwirkung des sächsischen Landesamtes für Archäologie durchgeführt. Anlässlich der Fertigstellung der Außenanlagen fand am 5. September 2011 auf Initiative des Fördervereins Komturhof eine Pressekonferenz (Abb. 2) statt, die das Ergebnis der Baumaßnahmen vorstellte.

Abb. 3: Blick von Süden in die sanierte Turmruine
Abb. 3: Blick von Süden in die sanierte Turmruine  © Landesamt für Archäologie

Das Turminnere und die Baugrube wurden verfüllt, um das Denkmal angemessen vor dem Verfall zu schützen. Im öffentlichen Raum bleibt das aufgehende Mauerwerk bis in eine Höhe von 1,20 m sichtbar. Die Südseite des Turmes wurde durch ebenerdige, rechteckige Schieferplatten angedeutet. Die offen liegenden Mauerkronen wurden mit polygonalen Theumaer Schieferplatten abgedeckt (Abb. 3). Damit ist zum einen das Baudenkmal denkmalpflegerisch gesichert, zum anderen konnte so der Charakter der Ruine beibehalten werden. Das Gelände rund um den Turm wurde so angeglichen, sodass nun auch die Komturhofumfassungsmauer wieder sichtbar wurde. Dafür mussten die Pappeln, die zwischen Turm und Umfassungsmauer standen, weichen.

Abb. 4: Das Gelände des Komturhofes unterhalb der Johanneskirche mit Rotem Turm und Konventsgebäude nach der Fertigstellung
Abb. 4: Das Gelände des Komturhofes unterhalb der Johanneskirche mit Rotem Turm und Konventsgebäude nach der Fertigstellung  © Landesamt für Archäologie

Das Ergebnis der Arbeiten ist ein barrierefreier Blick auf das Konventsgebäude, die Komturhofumfassungsmauer und den Roten Turm (Abb. 4). Erst dadurch ist es möglich die Komplexität der gesamten Anlage und dessen Funktion zu erfassen sowie selbstständig zu erforschen. Dafür werden zusätzlich zwei Informationstafeln angebracht, die eine kurze Auskunft zum Objekt, einen Grundrissplan und das Gelände auf einer historischen Stadtansicht zeigen. Durch das Wirken des Deutschen Ordens ist der Komturhof in Plauen bis heute ein Denkmalkomplex von Singularität. Von dem seit dem 13. Jahrhundert entstandenen Ordenshof haben sich vor allem große Teile des Konventsgebäudes erhalten, das nun durch die Sanierung des Roten Turmes ergänzt wird.
Aufgrund der stets guten Zusammenarbeit gilt mein Dank der Stadtverwaltung Plauen, der Projektleitung, Sandra Momsen, sowie dem Tief- und Landschaftsbau Gamper. Für ihr Engagement und der großen Diskussionsbereitschaft möchte ich vor allem dem Förderverein Komturhof Plauen sowie dem Verein der Freunde Plauens danken.

Offiziell wird das Gelände am Tag des offenen Denkmals, am 11. September 2011, der Öffentlichkeit übergeben.

Susann Hardt M.A.

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