23.03.2011

Montanarchäologie bringt hochmittelalterliche Gerätschaften ans Tageslicht

Haspel im Bereich Herrengasse/Kleine Wassergasse. Im Vordergrund ein Pfuhlbaum mit einer abgebrochenen Haspelstütze, dahinter der zweite Pfuhlbaum mit der Haspelstütze in situ. Quer über den Pfuhlbäumen liegen vier sekundär abgelegte Rund- und Halbrundhölzer von 1201 und 1203. 
© Landesamt für Archäologie

Haspeln aus Dippoldiswalder Altbergbau sind einzigartig in Europa

Bei der Fortsetzung der baubegleitenden Untersuchungen der hochmittelalterlichen Bergwerke in Dippoldiswalde wurden erneut eine am Originalstandort befindliche Haspel und die verstürzten Reste von mindestens zwei weiteren Haspeln ausgegraben. Zusammen mit der bereits im Sommer 2010 geborgenen Haspel (vgl. Bericht vom 14.7.2010) und weiteren Resten liegen nunmehr aus Dippoldiswalde von insgesamt sechs derartigen Einrichtungen Bauteile vor, die sämtlich in die Zeit um 1200/20 datieren. Zusammen mit einem nicht sicher datierten Altfund von der Grube Bliesenbach im Bergischen Land (Nordrhein-Westfalen) handelt es sich um die einzigen erhalten gebliebenen hochmittelalterlichen Haspeln in ganz Mitteleuropa. Neben den häufiger erhaltenen Pfuhlbäumen – den Balken, in denen die Haspelstützen eingelassen und verkeilt waren – liegen aus Dippoldiswalde zwei vollständige Haspelwellen (sogenannte Rundbäume) sowie drei sogenannte Haspelhörner – die hölzernen Kurbeln – vor. Zusammen mit weiteren Keilhölzern, Spreizen und den sogenannten Leitbäumen – Brettern oder Bohlen, auf denen in tonnlägigen (schräg einfallenden) Schächten die Förderbehältnisse hochgezogen, bzw. abgelassen wurden – können mit den Dippoldiswalder Funden erstmals die Fördereinrichtungen in einem hochmittelalterlichen Bergwerk vollständig rekonstruiert werden.

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