05.01.2011

Seltene Gefäßfunde am Rande der Altstadt von Wurzen, Lkr. Leipzig

Der Grundriss eines zweischiffigen Gebäudes zeichnet sich deutlich durch die verfüllten Fundamentgräben im anstehenden Boden ab. 
© Landesamt für Archäologie

Bei archäologischen Untersuchungen im Baufeld eines Lebensmittelmarktes wurden im Mai 2010 am Rande der Wurzener Altstadt gut 60 Befunde dokumentiert. Auf der Grabungsfläche in der Dresdener Straße hatten sich neben dutzenden frühneuzeitlicher Gruben mit glasierter Keramik auch verfüllte Fundamentgräben eines zweischiffigen Gebäudes erhalten. Zwei prähistorische Gruben mit grober Keramik datieren in die Zeit vor der ersten  Erwähnung Wurzens 961 im Reisebericht des Ibrahim ibn Jacub.

Eines der beiden stark beschädigten Depots.
Eines der beiden stark beschädigten Depots.  © Landesamt für Archäologie

Eine weitere Überraschung bildeten zwei Gefäße aus heller Keramik, die aufrecht stehend direkt im geologisch anstehenden Kies deponiert worden waren. Die weitgehend zerscherbten Töpfe hatten einen Durchmesser von jeweils gut 20 Zentimeter und weisen im unteren Bereich Bohrungen auf. Aufgrund mangelnder typologischer Merkmale lassen sich die Gefäße vorerst nicht genauer als in das 15. - 18. Jahrhundert datieren. Eine umfangreichere frühneuzeitliche Gefäßdeponierung konnte 1996 in Hohenwussen, Lkr. Nordsachsen ausgegraben werden. Ist diese Art von Funden in Sachsen selten, so sind aus Baden-Württemberg eine Vielzahl ähnlicher Deponierungen bekannt. Meist werden sie mit dem Brauchtum der Nachgeburtsbestattung in Verbindung gebracht. Ob allerdings die Wurzener Gefäßdeponierungen einen ähnlichen Zweck hatten, bleibt weiterhin rätselhaft.

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