24.05.2023

Staatsministerin Barbara Klepsch besucht archäologische Ausgrabungen bei Döbeln-Gärtitz

Staatsministerin Barbara Klepsch lässt sich von Grabungsleiter Thomas Lukas Gefäßfragmente der Stichbandkeramik zeigen. 
© Landesamt für Archäologie Sachsen

Der Fundplatz bei Döbeln zählt zu den größten bislang bekannten Siedlungsplätzen der frühen Jungsteinzeit (5.500 – 4.500 v. Chr.) in der mittelsächsischen Lössregion.

Die Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus Barbara Klepsch hat heute die archäologischen Ausgrabungen auf dem zukünftigen Standort von Karls Erlebnis-Dorf bei Döbeln-Gärtitz besucht. In Begleitung der Landesarchäologin Dr. Regina Smolnik und der örtlichen Ausgrabungsleitung ließ sie sich die bisher entdeckten Funde und Erdbefunde erläutern. Die archäologischen Ausgrabungen finden seit dem Herbst 2021 statt, wobei sich das 17 ha große Bauareal als außerordentlich fundreich erwies. Hier erstreckt sich auf über 10 ha Fläche unter anderem die Fundstelle eines jungsteinzeitlichen Dorfes aus der Zeit von 5.500 - 4.500 v. Chr. mit dutzenden Häusern, deren Grundrisse sich anhand der im Boden erkennbaren Pfostengruben gut rekonstruieren lassen. Aufgrund seiner schieren Ausdehnung zählt der Fundplatz zu den größten bislang bekannten Siedlungsplätzen der frühen Jungsteinzeit (5.500 – 4.500 v. Chr.) in der mittelsächsischen Lössregion. Das große Grabungsteam von 14 Mitarbeitenden unter Leitung eines Archäologen hat auch während des gesamten Winters hindurch gearbeitet.

»Ich bin sehr beeindruckt von den umfangreichen Funden der Archäologen und der engagierten Arbeit des Grabungsteams. Dass auf dem Areal die größte bisher bekannte Siedlung aus der Jungsteinzeit in Mittelsachsen gefunden wurde, macht diesen Ort auch für die zukünftigen Besucherinnen und Besucher des Erlebnis–Dorfes zu etwas ganz Besonderem und zu einem Anziehungspunkt, der weit über die Region hinauswirkt“, sagt die Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus Barbara Klepsch.

Landesarchäologin Dr. Regina Smolnik erläutert die Befundlage und den Grabungsablauf anhand von Karten.  © Landesamt für Archäologie Sachsen

Nicht alle der bislang entdeckten Häuser stammen aus der gleichen Siedlungsperiode, sondern spiegeln einen Zeitraum von mehreren hundert Jahren wider. Immer wieder wurden Häuser abgetragen, verfielen und wurden an anderer Stelle neu errichtet, was für die Attraktivität des Standortes für die frühe bäuerliche Kultur spricht. Die Behausungen waren keineswegs armselig, wovon das größte dieser Gebäude mit 30 m Länge und 8 m Breite kündet. Drei weitere Häuser waren mindestens 26 m lang.

Landesarchäologin Dr. Smolnik hebt hervor: „Die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Investor vor Ort hat es uns ermöglicht, die außerordentlichen komplexen archäologischen Zusammenhänge zu dokumentieren. Der Fundplatz ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal für Karls Erlebnis-Dorf und Döbeln.“ 

Während der Grabungen wurden über 2.300 Erdbefunde – Pfostenlöcher, Gruben, Wandgräben – entdeckt, die z.T. bis in 1,20 m Tiefe erhalten waren. Nicht alle dieser Befunde müssen ausgegraben werden, ein Teil von ihnen wird mit Erdreich überdeckt und kann im Boden erhalten bleiben. Die Zahl der Einzelfunde geht mittlerweile in die Tausende. Den größten Anteil machen Keramikscherben aus, neben vielen Steingeräten wie Beilen, Mal-, Reib-, Schleifsteinen und einer großen Zahl Feuersteinartefakten (Klingen, Kratzer, Trapeze). Seltener sind hingegen Funde wie Spinnwirtel (Teil einer Handspindel) und Fragmente von tönernen Idolen und Figuren.  Außer der jungsteinzeitlichen Besiedlung sind weitere Epochen auf dem Gelände nachweisbar, die von der Mittelsteinzeit (9.500 – 5.500 v.Chr.) über die frühe Bronzezeit (2.200 – 1.600 v.Chr.) bis in das erste Jahrtausend n.Chr. reichen, aus dem drei Gräber entdeckt wurden. 

Die Archäologinnen und Archäologen werden die Bauarbeiten für das Erlebnis-Dorf noch bis in den Juli 2023 begleiten.

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