10.07.2019

Stadtarchäologie in Zwickau auf Hochtouren

Fundamente des Torhauses von 1822 und älterer Hofgebäude. Im Hintergrund Schloss Osterstein. 
© Landesamt für Archäologie

Grabungen am Schloss Osterstein abgeschlossen, neue Untersuchungen in der nordwestlichen Vorstadt gestartet.

Schloss Osterstein liegt am Rande der Altstadt von Zwickau. Es entstand vermutlich aus einem der Siedlungskeime im 12. Jahrhundert. Grabungen des LfA nach sowie der AG Stadtarchäologie Zwickau vor der Wende lieferten für dasSchloss und dessen Umfeld umfangreiche Erkenntnisse. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen bei den diesjährigen Grabungen, die seit Mitte April  im Vorfeld des Baus eines Wohnhauses durch die Zwickauer Wohnungsbaugenossenschaft eG (ZWG) im Bereich des ehemaligen Torhauses südlich vom Schloss durch das LfA durchgeführt wurden. Das  Torhaus von 1822 war Teil des 1775 im Schlossareal eingerichteten Gefängnisses und wurde 2006 abgerissen. Bei den Untersuchungen wurden nun dessen Fundamente wiederentdeckt. Sie weisen auf einen mehrphasigen Ausbau hin.
 

Rechts Fundamente eines zweiphasigen Gebäudes aus dem 15. Jahrhundert. Im Hintergrund zugehöriges Hofplaster; links Schacht eines mutmaßlich jüngeren Brunnens.
Rechts Fundamente eines zweiphasigen Gebäudes aus dem 15. Jahrhundert. Im Hintergrund zugehöriges Hofplaster; links Schacht eines mutmaßlich jüngeren Brunnens.  © Landesamt für Archäologie

Archäologisch erschloss sich aber vor allem die ältere Geschichte des Areals: Im 16. und 17. Jahrhundert standen hier technisch genutzte Gebäude, zu denen  Öfen, ein mit einer Tonne unterkellertes Gebäude sowie eine mutmaßliche Zisterne und möglicher  Brunnen zählen. Vielleicht gründete die handwerkliche Tradition im zum Osterstein gehörigen mittelalterlichen Suburbium an dieser Stelle. Als ältester Befund konnte ein über ein Meter mächtiges Schichtpaket aus dem 15. Jahrhundert erfasst werden, das mehrere aufeinander folgende Aufplanierungen sowie einige Gruben und ein zweiphasiges Fundamentmauerwerk enthielt. Zur älteren Phase gehört ein geschüttetes Kiespflaster, zur jüngeren  ein sorgfältig gesetztes Rollsteinpflaster, das zwei Rinnen zur Wasserableitung in den Schlossgraben enthielt.
 

Unter dem umfangreichen Fundmaterial befanden sich die ca. 6 cm großen Fragmente einer Vogelfigur aus Ton, die wohl als Instrument oder Spielzeug diente.
Unter dem umfangreichen Fundmaterial befanden sich die ca. 6 cm großen Fragmente einer Vogelfigur aus Ton, die wohl als Instrument oder Spielzeug diente.  © Landesamt für Archäologie

Da die weitere Bauplanung einen maximalen Eingriff von nur 1,2 m vorsieht, bleiben die älteren tiefer liegenden Befunde, die an dieser Stelle bis in die slawische Besiedlung zurückreichen könnten, unter dem Neubau erhalten. Die archäologischen Untersuchungen am ehemaligen Torhaus in Zwickau wurden Mitte Juni abgeschlossen. Derzeit führt das LfA Grabungen im Bereich eines alten Wegekreuzes nordwestlich vor den Toren der Altstadt zwischen der Werdauer und der Greizer Fürstenstraße durch. Hier wurden bereits die ersten Fundamente aus dem 19. Jahrhundert freigelegt, darunter eine Ufermauer des Moritzbaches, der hinter den Flurstücken – heute unterirdisch verrohrt – verläuft. Keramische Streufunde aus dem 17. Jahrhundert deuten aber schon auf ältere  Befunde hin.

 

Jörg Wicke / Matthias Conrad

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