10.09.2014

35 Tonnen Vorgeschichte

Auch für die Mitarbeiter der Transportfirma war der neolithische Brunnen nicht alltäglich. 
© Landesamt für Archäologie

Spektakuläre Blockbergung im Tagebau Vereinigtes Schleenhain gelungen

Eine nicht alltägliche Blockbergung konnte heute erfolgreich abgeschlossen werden. Dabei wurde ein jungsteinzeitlicher Brunnen aus der archäologischen Ausgrabung bei Drossdorf im Abbaufeld Peres vom Transportunternehmen Mammoet mit einem Schwerlastkran aus seiner Fundstelle gehoben und per Tieflader in eine Halle im wenig entfernten Großstolpen  verfrachtet. Der Block wiegt mitsamt seiner Einschalung und Metallarmierung 35 Tonnen.
Die seit November 2011 laufenden Grabungen im Abbaufeld Peres haben eine spektakuläre Anzahl vorgeschichtlicher Brunnen ans Tageslicht gebracht. In der Nähe einer ausgedehnten jungsteinzeitlichen Siedlung von bislang 10 ha Fläche konnten nicht weniger als neun Brunnen unterschiedlicher Zeitstufen zwischen 3627±10 v.Chr. und 5198 ± 10 v. Chr.  dokumentiert werden. Das heute geborgene Exemplar ist ein aus Spaltbohlen gefügter Kastenbrunnen, der dendrochronologisch in das Jahr  5134 v. Chr. datiert. Mit ihm wurde ein kleinerer, ebenfalls bandkeramischer Brunnen in die Lagerhalle nach Großstolpen transportiert. Beide werden hier unter restauratorisch günstigen Bedingungen freigelegt und dabei auch dem Publikum zugänglich sein.

In Sachsen ist es nunmehr der zehnte Brunnen der Linienbandkeramik, der seit 1997 gefunden wurde. Neben den  Brunnen aus Eythra, Plaußig, Brodau und einem Befund aus Dresden-Cotta ist vor allem der Brunnen von Altscherbitz (Flughafen Leipzig-Halle)  besonders gut erhalten gewesen, der 2005 ebenfalls en bloc geborgen wurde. Im gesamten Verbreitungsgebiet der linienbandkeramischen Kultur in Mitteleuropa gibt es aus der zweiten Hälfte des 6. Jahrtausends v.Chr. bislang nur etwa drei Dutzend Befunde vergleichbarer Art und Qualität.

Die Grabungen im Tagebau Vereinigtes Schleenhain werden namhaft durch die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH MIBRAG gefördert.

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