18.05.2015

Ausgrabungen an der ONTRAS Ferngasleitung 02 sind beendet

Freitelsdorf, Lkr. Meißen: Freilegen eines bronzezeitlichen Urnengrabes mit Beigefäßen. Im Hintergrund ist ein weiteres Grab zu sehen. 
© Landesamt für Archäologie

2000 Befunde auf 2 ha Grabungsfläche dokumentiert

In einem ersten Grabungsabschnitt wurde auf sächsischem Gebiet zwischen der Landesgrenze zu Brandenburg bei Lampertswalde (Lkr. Meißen) im Norden und Weißig (Lkr. Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) im Süden  sukzessive entlang der gesamten Trassenlänge in einem 4 m breiten Schnitt der Oberboden bis auf das archäologisch relevante Niveau abgetragen und auf mögliche Befunde hin begutachtet. Dabei legten die Mitarbeiter des Landesamtes für Archäologie Sachsen (LfA) 14 archäologische Fundstellen frei, die zumeist unmittelbar anschließend auf gesamter Baufeldbreite ausgegraben wurden. Insgesamt wurden auf einer Fläche von über 2 ha etwa 2000 archäologische Befunde dokumentiert.

Nach einer ersten kursorischen Durchsicht des Fundmaterials datieren die ausgegrabenen Fundstellen vor allem in die Mittlere bis Jüngste Bronzezeit (Zeitraum ca. 1400–750 v. Chr.). Neben drei größeren Siedlungsplätzen an der Großen Röder (bei Cunnersdorf und Freitelsdorf, Lkr. Meißen) bzw. an der Elbe (bei Radebeul-Kötzschenbroda, Lkr. Meißen) wurden bei Freitelsdorf und Ebersbach (beide Lkr. Meißen) die Überreste von zwei Gräberfeldern mit Urnenbestattungen ausgegraben. 

Trassenabschnitt 2 bei Ebersbach, Lkr. Meißen, im Frühjahr 2015.
Trassenabschnitt 2 bei Ebersbach, Lkr. Meißen, im Frühjahr 2015.  © Landesamt für Archäologie

Als weitere herausragende Fundstelle ist ein Eisenverhüttungsplatz der Jüngeren Römischen Kaiserzeit (ca. 3./4. Jahrhundert n. Chr.) bei Ebersbach zu nennen. An einem sanft nach Süden ansteigendem Hang am Rande der Röderaue konnten auf einer Länge von etwa 200 m im 10 m breiten Baufeld zahlreiche Befunde freigelegt werden, die in Zusammenhang mit der Raseneisenerzverhüttung stehen. Mehrere Schlackegruben mit teils massiven Schlackeklötzen zeugen von insgesamt 20 Rennöfen. Zudem wurden zahlreiche schwarz verfüllte, holzkohlehaltige Gruben mit Steinpackungen dokumentiert, die wahrscheinlich zum Vorrösten und Zerkleinern des Erzes gedient haben. In anderen Gruben fanden sich Reste der abgebrochenen Ofenschächte aus gebranntem Lehm. Das in den Rennöfen verhüttete Raseneisenerz wurde vermutlich in der feuchten Niederung der im Norden anschließenden Röderaue abgebaut. Hangaufwärts, im Süden des Grabungsfeldes wurden auf einem Plateau zahlreiche Pfostengruben freigelegt, die von Gebäuden stammen. Diese wie auch Siedlungsgruben und ein Grubenhaus bezeugen hier die wohl zum Werkplatz gehörige Siedlung.

Schließlich seien an dieser Stelle noch die beiden slawischen Körpergräber des frühen Mittelalters erwähnt, die überraschend innerhalb der spätbronzezeitlichen Siedlung in Radebeul-Kötzschenbroda freigelegt und dokumentiert wurden. Überraschend war ihre Entdeckung vor allem deshalb, weil sie die einzigen Befunde des frühen Mittelalters innerhalb einer spätbronzezeitlichen und damit gut 2000 Jahre älteren Siedlung darstellen.

 

M. Conrad, F. Kreienbrink, H. Stäuble

 

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