07.09.2005

Bronzezeitliche Halsringe aus Leipzig

Landesarchäologin Dr. Judith Oexle erläutert Medienvertretern den Leipziger Bronzehort. 
© Landesamt für Archäologie

Als bedeutender vorgeschichtlicher Bronzehort aus sieben Halsringen entpuppte sich ein Fund aus Leipzig, der anfänglich eher einem verknäulten Kabel ähnelte. Der Fund wurde heute bei einem Pressetermin vorgestellt.

Die sieben Ringe aus der jüngeren Bronzezeit (ca. 1000–800 v. Chr.) wurden am 22.7.2005 bei  Ausgrabungen an der Jahnallee im Leipziger Stadtgebiet gefunden. Die teilweise verbogenen Ringe haben Durchmesser zwischen 19 und 25 cm. Sie lagen dicht beieinander in 4 m Tiefe unter dem heutigen Straßenniveau und ca. 40 cm unter dem  Grundwasserspiegel in mooriger Erde. Offenbar waren sie direkt neben einer - ebenfalls freigelegten - Eiche deponiert worden. Eine Analyse des Holzes wird weitere Aufschlüsse über das Alter des Fundes geben.  

Bis auf einen zerbrochenen Ring sind die Funde vollständig erhalten und zeigen die charakteristische goldene bis braune Oberfläche von Bronzeobjekten, die lange in einem feuchten Boden lagerten. Man kann davon ausgehen, dass die Fundstelle im Bereich eines ehemaligen Wasserarmes in der breiten Aue der Elster und Pleiße lag.

Die sieben Halsringe aus Leipzig, Jahnallee
Die sieben Halsringe aus Leipzig, Jahnallee  © Landesamt für Archäologie

Vergleichbare Halsringe mit der typischen schräg umlaufenden Verzierung sind von weiten Teilen Mitteldeutschlands und den benachbarten Gebieten bekannt.
Ebenfalls sieben sehr ähnliche Ringe sind vor sechs Jahren in einem bronzezeitlichen Brunnen bei Großschkorlopp südlich von Leipzig ausgegraben worden. Die Befundsituation spricht in beiden Fällen für einen Opferfund. Der Brunnen von Großschkorlopp war nach seiner Nutzung gezielt zugeschüttet worden. Dabei wurden im Rahmen kultischer Handlungen Keramikgefäße, ein Schweinekadaver und eben die Halsringen mit in den Brunnenschacht geworfen. Wir können daher annehmen, dass auch die Leipziger Ringe als Bündel bei ähnlich religiös motivierten Zeremonien in der Pleiße versenkt wurden.

Sehr häufig wurden die Gegenstände aus Bronze im Wasser, also in Flüssen, Mooren, Quellen oder Brunnen niedergelegt. Diese Orte müssen für die Menschen der damaligen Zeit von religiöser Bedeutung gewesen sein. Oft sind die Stücke gezielt zerstört worden, bevor man sie in dem Wasser oder dem Boden übergab. Schwerter, Sicheln, Beile, Lanzenspitzen und Ringe wurden zerbrochen oder zur Unbrauchbarkeit verbogen. Die Gründe hierfür kennen wir nicht. Wohl aber wissen wir, dass die Menschen hier ihren kostbarsten Besitz opferten.

zurück zum Seitenanfang