01.07.2019

Letzte Fundamente vom Torhaus Rohne freigelegt

Torhausfundamente aus Richtung Rohne. Im Hintergrund das Kraftwerk Boxberg. 
© Landesamt für Archäologie

Das Waldgebiet Tiergarten der Standesherrschaft Muskau südlich von Weißwasser ist Geschichte.

Der sogenannte „Urwald“ südlich von Weißwasser war ein beliebtes Jagdrevier der  Standesherren von Muskau. Auch aus dem fernen Dresden waren regelmäßig adlige Herrschaften und sächsische Kurfürsten zu Besuch, um der Jagdleidenschaft zu frönen. Inmitten des Waldgebietes, 3 Stunden zu Pferde vom Schloss Muskau entfernt, wurde in der Mitte des 17. Jahrhunderts durch Landvogt Curt Reinicke I. von Callenberg (1607-1672) eine „Jagdhütte“ (20 x 10 m) für Jagdandachten errichtet.

Torhausfundamente mit Anbauten. In der Mitte das Wohnhaus mit drei Räumen.
Torhausfundamente mit Anbauten. In der Mitte das Wohnhaus mit drei Räumen.  © Landesamt für Archäologie

Zu den im Jahre 2015 archäologisch nachgewiesenen Strukturen gehörte auch ein Schlossbau mit Lehmfundamenten aus der Zeit der Grafen Johann Alexander von Callenberg (1607-1672) und Georg Alexander Heinrich Hermann von Callenberg (1744-1795). Nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1811 wurde Fürst Hermann von Pückler-Muskau (1785-1871) Standesherr. Er ließ zwei neue Schlossflügel anbauen, legte einen künstlichen See mit Cottage an und errichtete einen Zaun um den kleinen Jagdpark. Bedeutend waren seine Kenntnisse über Gartengestaltung, die er bei langen Englandreisen erworben hatte und die er auf die Gestaltung des Jagdparks anwandte. Im Jahre 1843, zwei Jahre vor dem Verkauf der Standesherrschaft, ließ er am höchsten Punkt des Parks einen Chinesischen Turm errichten.

Torhausfundamente links neben dem Weg nach Rohne. Im Hintergrund das Kraftwerk Schwarze Pumpe.
Torhausfundamente links neben dem Weg nach Rohne. Im Hintergrund das Kraftwerk Schwarze Pumpe.  © Landesamt für Archäologie

Der Jagdpark Pücklers lag inmitten des Waldgebietes Tiergarten. Zum Schutz des reichen Wildbestandes erfolgte am Ende des 18. Jahrhunderts eine Absteckung und Markierung des herrschaftlichen Jagdgebietes. Für das Jahr 1817 ist die Errichtung eines Zaunes um das 1.800 Hektar große Gebiet auf Anweisung Pücklers belegt. Im Jahre 1830 wurde der Zaun wieder entfernt und durch einen Graben ersetzt, da der Wildbestand innerhalb des Zaunes verkümmerte. An den wichtigsten Verkehrswegen wurden „Zaunwärterhäuser“ errichtet. Für die Zeit des Fürsten Pückler ist ein Tor nach Nordosten („Schwerer Berg“) und Südwesten („Tzschellen“) in zwei Kartenwerken eingezeichnet (Putzky 1823, Forstmeister Dittig 1831).
Unter der Standesherrschaft des Prinzen Wilhelm Friedrich Karl von Oranien-Nassau, Prinz der Niederlande (1797-1881) wurde seit 1850 neben einem neuen Jagdschloss und einem Forsthaus auch der Tiergartenzaun mit Granitsäulen neu errichtet. An den Ausfallstraßen wurden Torhäuser gebaut, die aus einem Wohnhaus mit zwei Räumen und einer Küche und einem Stall bestanden. Die Torhäuser wurden von Waldarbeitern bewohnt und besaßen aus diesem Grunde auch einen Acker, einen Garten und eine Wiese. Von den insgesamt acht Torhäusern haben sich bis heute zwei am Südrand von Weißwasser erhalten („Röslers Torhaus“ und „Torhaus Grüner Weg“). Die Gebäude sind bewohnt und zum Teil stark umgebaut. Von dem Torhaus Trebendorf sind nach dem Abriss nur noch die Fundamente in einem Waldstück am nördlichen Tagebaurand zu finden. Die restlichen fünf Torhäuser wurden vor dem heranrückenden Tagebaubagger abgerissen, wobei die Fundamente des Rohner Torhauses gegenwärtig archäologisch dokumentiert werden.

Torhausfundamente oberhalb des Weges nach Rohne. Gegenüber vom Bus liegen die Fundamente des Wohnhauses.
Torhausfundamente oberhalb des Weges nach Rohne. Gegenüber vom Bus liegen die Fundamente des Wohnhauses.  © Landesamt für Archäologie

In dem Urkataster von 1862 sind zwei Gebäude eingezeichnet, die sich gut archäologisch fassen lassen. Das nordwest-südost ausgerichtete Wohngebäude war 7,60 m lang und 5,50 m breit und in drei Räume unterteilt. Der  großer Wohnraum lag an der Tiergartenseite und nahm die Hälfte des Gebäudes ein (16 qm). Auf der Rohnerseite lagen die beiden kleineren Räume, von denen einer als Küche genutzt wurde. Alle drei Räume wurden von einem zentralen Ofen beheizt. Das Nebengebäude war parallel in nordwestlicher Richtung in einem Abstand von 9,50 m errichtet worden. Es war 5,10 m breit und 4,40 m lang und diente vermutlich als Stall. Schon im Urkataster von 1863 sind Anbauten an die beiden Gebäude eingezeichnet. In den gut 150 Jahren danach wurden weitere Anbauten errichtet. Die archäologischen Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen und werden das Bild über die Geschichte des Tiergartens bei Weißwasser vervollständigen.

 

Peter Schöneburg / Thomas Linsener

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