11.10.2012

Tagung Netzwerk Vorrömische Eisenzeit

Besichtigung der Grabhügel im Torgauer Ratsforst bei Pflückuff. 
© Landesamt für Archäologie

Am 28. und 29. September 2012 fand die jährliche Tagung des Netzwerkes Vorrömische Eisenzeit in Torgau an der Elbe statt. Das Netzwerk ist ein lockerer Zusammenschluss jüngerer und älterer Wissenschaftler, die besonders an der Erforschung eisenzeitlicher Kulturverhältnisse nördlich der Mittelgebirge interessiert sind.

Knapp 30 Teilnehmer widmeten sich in diesem Jahr unter dem Motto „Von Nord nach Süd – und/oder umgekehrt?“ Kontakten und zwischen nord- und mitteleuropäischer Eisenzeit oder Jastorf- und Hallstatt-Latènekultur oder traditionell ausgedrückt zwischen Germanen und Kelten. Am 28.9.2012 widmete sich ein intensives Vortragsprogramm in der Alten Superintendentur von Torgau neben ausgewählten Fundplätzen von Thüringen über Sachsen und Sachsen-Anhalt bis Brandenburg auch übergreifenden Aspekten. Die Fundplätze der vieldiskutierten „Bodenbacher Gruppe“ im Elbdurchbruch wurden auf ihre Rolle im Gütertransfer entlang der Elbe befragt, Grabfunde von der Ilm am Nordfuss des Thüringer Waldes nach der Rolle nördlicher Bezüge weit im Südwesten des Thüringer Beckens. Ausgewählte Fibelformen erhellen Mechanismen von Kontakt und Wandel am Beginn der Jüngeren Vorrömischen Eisenzeit. Ein jüngereisenzeitlicher Töpferofen zwischen Saale und Weißer Elster zeigt keltische Technologie weit nördlich der Mittelgebirge, während ein neuer Ofenbefund aus Mittelsachsen erstmals den Beginn der Eisenverarbeitung nördlich der Mittelgebirge mit konkreten Befunden belegt. Siedlungsplätze in Westthüringen, am Südrand des Harzes, südlich von Berlin und bei Halle bereichern in je eigener Weise das Bild eisenzeitlicher Kontakte. Die Erforschung des großen Gräberfeldes von Niederkaina in Ostsachsen schließlich enthüllt zunehmend Bezüge nach Norden und Westen, die das altbekannte Bild der Südostkontakte der Billendorfer Gruppe relativieren.

Teilnehmer der Tagung auf der eisenzeitlichen Sumpfschanze „Kessel“ bei Mehderitzsch.
Teilnehmer der Tagung auf der eisenzeitlichen Sumpfschanze „Kessel“ bei Mehderitzsch.  © Landesamt für Archäologie
Der großen Bedeutung der Elbeweges entsprechend besichtigten die Teilnehmer am 29.9.2012 ausgewählte Fundplätze zwischen Torgau und Meißen. Große Bestattungsplätze bei Torgau und Liebersee, die Sumpfschanze von Mehderitzsch und die Befestigungsanlage auf Löbsaler Burgberg zählten genauso zu den interessiert besichtigten Zielen wie der dörfliche Siedlungsplatz bei Loßwig oder die mutmaßliche Handelsniederlassung bei Görzig über der Elbe.
 

Dr. Wolfgang Ender

Referatsleiter Nordwestsachsen, Gebietsreferent Kreis Nordsachsen (Altkreis Torgau-Oschatz)

Telefon: 0351 8926-610

Telefax: 0351 8926-999

E-Mail: Wolfgang.Ender@lfa.sachsen.de

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