23.02.2022, 15:00 Uhr

Sensationsfund in Chemnitz: Rituelles jüdisches Tauchbad entdeckt

Mit Ziegelsteinen gepflasterter Zugang zum Tauchbecken. Links eine gemauerte Nische, die vielleicht zum Ablegen der Kleidung diente.
Mit Ziegelsteinen gepflasterter Zugang zum Tauchbecken. Links eine gemauerte Nische, die vielleicht zum Ablegen der Kleidung diente. 
© Landesamt für Archäologie Sachsen

Überraschender Fund einer aus Ziegelsteinen gemauerten Kellermikwe in der Chemnitzer Innenstadt

Seit Herbst untersuchen Archäologen das Gelände des ehemaligen Parkplatzes „An der Johanniskirche“ in der Chemnitzer Innenstadt. Zwischen den Fundamenten eines Kellers entdeckten die Ausgräber dort kürzlich die Überreste einer Mikwe, eines jüdischen Tauchbades, das Männern und Frauen zur rituellen Reinigung diente.

Entdeckt wurde zunächst eine einem Brunnen ähnliche rundgemauerte Anlage. Schritt für Schritt legte man nur wenig entfernt hinabführende Treppenstufen zwischen Ziegelwänden frei, die zu einem rechteckigen, noch immer mit Grundwasser gefüllten Becken führen.

Die Datierung der Mikwe wir derzeit noch erforscht. Während die Anlage selbst keinen Hinweis auf ihre Zeitstellung liefert, fanden sich in ihren Verfüllschichten einige unleserliche Münzen, die vor ihrer Bestimmung durch die Münzspezialisten zunächst restauriert werden müssen.

Außer einer weiteren Anlage in Görlitz, die in ihrer Deutung als Mikwe nicht über jeden Zweifel erhaben ist, ist das Chemnitzer Tauchbad der einzige sicher als Mikwe anzusprechende Befund in Sachsen.

Die Ausgrabungsfläche wird mit einem modernen Wohn- und Geschäftshaus überbaut. Zurzeit erfolgen enge, konstruktive Absprachen mit dem Investor, um Möglichkeiten für den Erhalt des Denkmals an seinem Platz zu prüfen.

Im engen rechteckigen Tauchbecken steht noch heute das Grundwasser.
Im engen rechteckigen Tauchbecken steht noch heute das Grundwasser.  © Landesamt für Archäologie Sachsen
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